Flucht – Krieg – Medien: Florian Klenk

Neben Christoph Hofinger, Ismail Küpeli war auch Florian Klenk zu Gast in der Bäckerei am 12. Mai in Innsbruck. Benedikt Sauer, Freier Journalist, Tirol- und Österreich-Korrespondent der RAI Bozen übernimmt die Moderation. Hier die Vorträge von Christoph Hofinger und Ismail Küpeli.

Florian Klenk

Florian Klenk ist Jurist, er war zunächst beim Kurier und seit 2012 ist er Chefredakteur beim Falter. Der Falter ist ein österreichisches Wochenmagazin mit einer linksliberalen Ausrichtung. Allerdings konzentriert sich der Falter eher auf den Wiener und Grazer Raum. Einen besonderen Ruf erwarb sich der Falter für seinen Aufdeckungsjournalismus und den gut recherchierten Geschichten. Der Falter ist Mitglied der European Investigativ Collaboration (EIC). Auch Florian Klenk gilt als investigativer Journalist. Bekannt wurde er unter anderen als er bei Polizei und Justiz Korruption, Menschenhandel und sonstige Missstände aufdeckte. Weitere Berichte folgten in diesem Zusammenhang, als der Schubhäftling Marucs Omofuma (1999) während seiner Abschiebung umgebracht wurde. Eine weitere wichtige Rolle spielte Florian Klenk bei der Aufdeckung der Spenden- und Spesenaffäre des ehemaligen Finanzministers Karl-Heinz Grasser. Zuletzt machte er von sich reden, als er eine Bericht über die Dr. Erwin Pröll-Privatstiftung veröffentlichte (Jänner 2017).

Journalismus in der Krise

In seinem Vortrag in der Bäckerei spricht Florian Klenk die Problematik des heutigen Journalismus an. Für ihn steckt der Journalismus in einer strukturellen Krise. Er macht deutlich, dass gerade jetzt zu Zeiten von Internet, Facebook und Co Menschen immer weniger dazu bereit seien, für Medien zu bezahlen. Guter, investigativer Journalismus kostet aber Zeit und somit auch Geld. Ein weiteres Problem besteht darin, dass Journalisten Aussagen nicht mehr hinterfragen. Diese werden nur noch 1:1 übernommen und veröffentlicht. Dadurch entsteht einerseits eine Art hegemoniales Denken und andererseits eine Form von gelenktem Journalismus. Dadurch werden die Medien indirekt in die richtige Richtung gebracht – von der Politik gelenkt.

Berichterstattung zum Thema Flucht

Welche Bilder können gezeigt werden

Die Fluchtbewegung im Sommer 2015 führten zu einer Überforderung der Journalisten. Immer wieder mussten sie sich fragen, welche Bilder gezeigt werden konnten und welche man zeigen sollte. Die Entscheidung war immer eine Grenzwanderung, da man sich schnell einen Verstoß beim Presserat einhandeln konnte. Ein Beispiel für dieses Dilemma waren die 120 Flüchtlinge in Eichgraben, so Florian Klenk. Die Gemeinde Eichgraben hat mit seinen 4500 Einwohnern 120 Asylwerber aufgenommen und in die Gemeinde integriert. Das Projekt wurde von Florian Klenk und StudentInnen im Rahmen eines Kurses für Investigativen Journalismus betreut und über Wochen dokumentiert. Die Gemeinde gilt als Beispiel für eine gelungen Flüchtlingspolitik und Integration. Dieses Beispiel macht aber auch deutlich, wie nahe Journalismus und Aktivismus zusammen liegen: Beide wollen mit ihren Texten und Veröffentlichungen etwas erreichen und ihre Sicht der Dinge darstellen. Daher haben Journalisten, die Aufgabe auch das beste aus den gebotenen Fakten und Darstellungen zu machen: „Die beste verfügbare Version der Wahrheit liegt im Kontext, nicht ein einfachen Fakten“ (Carl Bernstein, Watergate-Aufdecker). (Projekt Eichgraben)

Keine psychologische Betreuung

Ein weiteres Problem, in der der Journalismus steckt, wurde auch durch die Fluchtbewegungen 2015 deutlich: Für Journalisten gibt es keine Supervisionen. Dadurch ergibt sich auch das Problem, dass sie zu wenig Distanz zum Geschehenen haben und sie zu nahe dran an den Ereignissen sind. Gleichzeitig stehen auch sie in ihren Echokammern.

Problem Internet

Als letzten Punkt nennt Florian Klenk das Internet als Problem. Informationen, die man langfristig recherchiert und erarbeitet hat, werden dann im Internet verheizt. Und gerade hier sind – wie bereits erwähnt – LeserInnen und NutzerInnen häufig nicht bereit zu bezahlen.

Politik und Medien

Hofjournalismus

In Österreich gibt es eine besondere Situation zwischen Politik und Medien. Einerseits wollen Politiker keine kritischen Fragen stellen, andererseits betreiben Journalisten in Österreich einen sogenannten Hofjournalismus: Sie schreiben, was der Hof mitteilen will. Gleichzeitig sind Journalisten zu bequem und fahren nicht mehr hinaus zum Recherchieren. Sie schreiben, was Pressestellen ihnen servieren.

In Amerika ist die Situation anders. Hier will der Journalist den Leuten sagen, was Sache ist. Er sieht sich im Dienst des Volkes.

Lügenpresse – Fakenews

Immer wieder kommen bestimmte Medien bzw. Journalisten in das Kreuzfeuer der Kritik durch Politiker. Diese Angriffe werden teilweise richtig aggressiv geführt und es kommt zu einem Match zwischen Politikern und Medien. Dabei werden die Medien in die Glaubwürdigkeitsfrage mit hineingezogen. Journalisten haben eine Verantwortung, auch wenn sie staatliches Handeln in Frage stellen.

Als Beispiel für dieses Problem nennt Florian Klenk die Ereignisse nach der Affäre um Erwin Pröll. Als Klenk diesen Sachverhalt aufdeckte, startete die ÖVP Niederösterreich eine Attacke um ihn mundtot zu machen. Die ÖVP-Niederösterreich behauptete nun, die Geschichte seien Fakenews. Florian Klenk klagt daraufhin wegen der Vorwürfe bzw. der Unterstellung, er sei ein Fälscher.

Politik klagt gegen Medien

Immer wieder werden Medien oder einzelne Journalisten geklagt. Dies war schon bei Haider so, Strache und andere machen das auch heute regelmäßig. Die Politik argumentiert hier, dass sie gewählt seien und daher ihr Handeln durch die vierte Gewalt – die Medien – nicht in Frage gestellt werden dürfe. Mit dieser Klagerei soll Verhörjournalismus untergraben werden.

Medien machen Politiker

Durch Berichterstattung kommt es auch zu einem Wechselspiel zwischen Medien und Politikern. In Österreich wird neben dem Hofjournalismus auch ein Schoßhund-Journalismus betrieben. Viele Journalisten sitzen gerne neben der Macht. Sie funktionieren häufig nur mehr als Lautsprecher von Politikern. „Schoßhunde schnurren am Rockzipfel der Mächtigen, wedeln und jaulen. Am Schoß ihres Herrchens fühlen sie sich am Wohlsten, sie wollen gestreichelt und herumgetragen werden. Sie sind klein, bequem“ (Florian Klenk über Hunde und journalistische Werte, Quelle: www.kfj.at).

Für diese Art des Journalismus gibt es einerseits finanzielle Gründe. Viele Lokalmedien leben von Inseraten. Andererseits gibt es auch ideologische Gründe.

 

 

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