Noch mehr Schnee – Trainingsplan im Winter
Wenn Sommermenschen frieren müssen: Was passiert, wenn ein leidenschaftlicher Sonnenläufer einen Frühlingsmarathon ins Visier nimmt? Ein augenzwinkerndes Essay über eisige Morgen, nasse Socken und die Ironie, dass der Weg zum heiß ersehnte Zieleinlauf im Schnee liegt: Ein Trainingsplan im Winter.
Zwischen Eisbad und Endorphin – Mein Weg zum Frühlingsmarathon
Ich liebe den Sommer. Ich liebe Hitze, Sonnenaufgänge mit 25 Grad und das Gefühl, dass mein Kreislauf erst bei tropischen Temperaturen richtig in Schwung kommt. Ich bin ein Läufer, ja, aber eben einer, der sich nur bei Schweiß statt Schnee wohlfühlt. Umso ironischer, dass ich mich ausgerechnet für einen Marathon Ende April angemeldet habe. „Eine Herausforderung muss weh tun“, sagte mein Trainingspartner. Na danke.
Der Trainingsplan war klar, strukturiert und absolut gnadenlos: Vier Läufe pro Woche, gesteigerte Kilometerumfänge, Tempodauerläufe und Longruns am Wochenende. Kein Problem, dachte ich. Bis der erste Schneefall kam.
Trainingsplan bei -6 Grad ist kein Spaß
Der Montagmorgen begann mit -6 Grad, gefrorenen Gehwegen und der verzweifelten Frage: „Wie viele Lagen Kleidung braucht ein Mensch, um beim Laufen nicht zur menschlichen Zwiebel zu mutieren?“ Drei Wochen später hatte ich eine Thermo-Bibliothek im Flur: winddichte Tight, Merino-Unterhemd, Stirnband, Handschuhe mit Touchscreen-Funktion (man muss ja sein Leid auf Strava teilen können).
Doch es blieb nicht bei der Kälte. Der Wind peitschte mir Schnee ins Gesicht, Autos spritzten mir Salzwasser auf die Hose und der Atem bildete Eiszapfen im Buff. Ich fragte mich ernsthaft, warum man sich so etwas freiwillig antut. Laufen im Winter ist nicht meditativ. Es ist Krieg gegen die Elemente.
Und doch: Mit jedem Kilometer wuchs nicht nur meine Leidensfähigkeit, sondern auch eine seltsame Art von Stolz. Ich wurde nicht schneller, aber ich wurde zäher. Ich lief, obwohl alles in mir sagte: „Bleib im Bett, der Januar braucht dich nicht!“ Ich lief, weil ich wusste, dass jeder Lauf ein kleiner Sieg über meine innere Frostbeule war.
Perfektes Laufwetter – sicher nicht
An einem besonders eiskalten Sonntag überholte mich ein anderer Läufer mit einem breiten Grinsen. „Perfektes Laufwetter!“, rief er mir zu. Ich überlegte kurz, ob man auf Eis auch jemanden ohrfeigen könnte, ohne sich selbst hinzulegen. Stattdessen nickte ich gequält. Vielleicht war ich noch nicht ganz angekommen im Lager der Winterfreunde.
Aber mit jedem Longrun, mit jedem Trainingsintervall in der Dämmerung, wuchs etwas in mir heran: Respekt vor meiner eigenen Konsequenz. Die Motivation kam nicht vom Wetter, sondern vom Ziel. Ein Marathon ist kein Spaziergang – egal bei welchem Klima. Wer ihn laufen will, muss vorher viele kleine Schlachten schlagen. Und meine fanden eben auf vereisten Feldwegen statt.
Seitdem weiß ich: Man muss den Winter nicht lieben, um im Schnee Großtaten zu vollbringen. Manchmal reicht es, wenn man ihn einfach durchläuft.
Aus dem Tagebuch – noch mehr Schnee
nein, wir hatten Glück – der Spass war nach zwei Tagen vorbei. Und jetzt wird es wieder warm – und ich hoffe, es bleibt so.
Ich habe einen Trainingsplan zum Abarbeiten. Bis zum 29. April ist nun regelmäßig laufen angesagt. (-: – zwischen drei und vier mal die Woche. Wenn das Wetter bleibt, dann steht dem Vienna City Marathon nichts mehr im Wege.
Schnee spielt auch bei Büchern eine Rolle