Neuschnee und Schnee über Innsbruck - bei Büchern und Trainingsplan

Schnee spielt auch bei Büchern eine Rolle

Mah! – Der Winter hat uns doch noch erwischt, es ist kalt und es schneit – und das nun schon den zweiten Tag. Ein richtiger Tag zum Lesen. Am besten eignen sich dazu Bücher, in denen es um Schnee geht.

Zwischen Zeilen und Flocken – Eine literarische Wanderung durch den Schnee

Wenn der erste Schnee fällt, verändert sich die Welt. Geräusche werden gedämpft, Farben verblassen, Zeit scheint zu frieren. Der Schnee ist Bühne und Schleier zugleich, Projektionsfläche für Erinnerungen, Ängste und Hoffnungen. In der Literatur spielt er daher nicht nur eine klimatische, sondern auch eine symbolische Rolle. Die weißen Flocken stehen für Reinheit und Tod, für Neubeginn und Ausweglosigkeit. Eine faszinierende Vieldeutigkeit, die zahlreiche Autorinnen und Autoren inspiriert hat.

Allen voran Smillas Gespür für Schnee (Peter Høeg). Kaum ein Buch hat den Schnee so sehr ins Zentrum einer Ermittlung gerückt wie dieser skandinavische Thriller. Die Protagonistin Smilla, halb Grönland-Inuit, halb dänisch, besitzt ein intuitives Verständnis für Schnee und Eis. Für sie ist Schnee nicht nur Witterung, sondern Sprache. Spuren im Schnee sind Hinweise, die andere übersehen. Die Kälte ihrer Umwelt spiegelt die emotionale Distanz zu ihrer Gesellschaft. Der Schnee ist hier das Werkzeug der Erkenntnis, aber auch des Ausschlusses.

Ganz anders, aber nicht weniger eindringlich ist Schnee (Orhan Pamuk). Der Roman verwebt politische Intrigen, poetische Identitätssuche und eine winterliche Kulisse zu einem dichten Netz. In der abgeschiedenen Stadt Kars werden Gespräche in Cafés geführt, Revolutionen diskutiert, Gedichte geschrieben. Der Schnee legt sich wie eine Glocke über die Handlung, isoliert die Stadt vom Rest der Welt und schafft so Raum für ein literarisches Labor politischer und individueller Konflikte.

Auch in Fargo (Noah Hawley) ist der Schnee mehr als Kulisse. Die Schneelandschaft Minnesotas wird zur Bühne einer eskalierenden Gewaltspirale. Die weiße Fläche überdeckt nicht nur Blut, sondern auch Moral. Schnee, sonst so rein, wird zum Kontrastmittel für menschliche Abgründe. Die Langsamkeit der Handlung, die Dichte der Atmosphäre – sie wären ohne Schnee undenkbar.

In Eine Spur auf frischem Schnee (John MacDonald) wiederum ist es der Schnee selbst, der zur Bedrohung wird. Die titelgebende Spur verspricht Rettung oder Verderben, je nachdem, wer sie liest. Schnee wird hier zum Element der Spannung, der Ungewissheit, der Konfrontation mit der Natur. Der Mensch ist winzig, verletzlich und angewiesen auf das, was Schnee preisgibt – oder verbirgt.

Im Schnee (Durs Grünbein) führt uns hingegen in die Lyrik. In seinen Gedichten ist Schnee nicht nur landschaftliches Motiv, sondern auch ein Verstärker für existenzielle Fragen. Der Schnee ist kalt, ja – aber auch klar. Er schneidet die Welt frei von Nebensächlichem, macht sichtbar, was darunter liegt. Wie ein leeres Blatt fordert er zur Reflexion heraus.

In Schnee bis in die Niederungen (Renate Welsh) wird die meteorologische Metapher zur sozialen. Der Schnee dringt in alle Ritzen, erreicht auch die Ebenen, die sonst verschont bleiben. Die Kälte betrifft nicht nur das Wetter, sondern auch das Zwischenmenschliche. Isolation, Stillstand, das Verstummen familiärer Kommunikation – alles eingepackt in weiße Fläche.

Schnee und andere Dramen (Ulrich Plenzdorf) nimmt den Schnee ironisch auf. In kurzen Prosatexten wird der Alltag seziert, und der Schnee ist immer mit dabei: als ironischer Kontrast zur Dramatik des Lebens, als Störfaktor oder als ungewollter Begleiter. Die Schneeflocke als sarkastisches Zeichen dafür, dass das Leben sich nicht an Pläne hält.

Klassisch-satirisch wird es bei Drei Männer im Schnee (Erich Kästner). Hier ist der Schnee Schauplatz einer sozialen Verwechslungskomödie, bei der ein Millionär inkognito unter einfache Leute tritt. Schnee und Kälte sind dabei nicht Bedrohung, sondern die gewollte Kulisse eines Experiments, das soziale Masken fallen lässt.

Weniger humorvoll, aber nicht weniger spannend: Tod im Schnee (Rita Mae Brown). Ein klassischer Krimi, bei dem Schnee Tatort und Ermittlungshindernis zugleich ist. Die Spuren im Schnee sind nicht nur Hinweise, sondern auch schnell verwischt. Zeit wird zur Gefahr, Schnee zum Wettlauf mit ihr.

Auch in Schnee auf dem Kilimandscharo (Ernest Hemingway) ist der Schnee ein zentraler Spiegel für das Innere. Der Kontrast zwischen Hitze, Krankheit und den fernen, schneebedeckten Bergen steht für Unerreichbares, für Reue, für die verpassten Chancen eines Lebens. Schnee ist hier Hoffnung und Scheitern zugleich.

Der Tiger und der Schnee (Roberto Benigni) bringt den Schnee ins Surreale. In einer absurden Mischung aus Poesie, Krieg und Liebe wird Schnee zum Symbol für Beständigkeit inmitten des Chaos. Eine Liebe, so stark, dass sie Schnee selbst in der Wüste entstehen lässt.

Zuletzt sei Der Pfad im Schnee – Der Clan der Otori (Lian Hearn) genannt. Hier ist Schnee die Kulisse für eine fantastische Welt, die an das mittelalterliche Japan erinnert. Der Pfad im Schnee ist nicht nur ein geografischer, sondern auch ein spiritueller. Wer ihm folgt, betritt eine Welt der Intrigen, der Stille und der Disziplin. Schnee ist hier Reinheit und Gefahr zugleich.

So unterschiedlich die Werke, so einheitlich ihr Einsatz des Schnees: als Symbol, als Spiegel, als Verstärker. Schnee ist mehr als Wetter. Er ist weiße Leinwand, kalte Wahrheit, poetische Metapher. Zwischen seinen Flocken lassen sich Geschichten finden, die stiller, aber eindrücklicher nicht sein könnten. Und vielleicht ist es gerade die Kälte, die den literarischen Reiz so erhitzt.

 

 

Und dann gibt es noch den Schneebesen (-;

Aus dem Tagebuch – Schnee ist da

Und wie immer keine Möglichkeit mich im Haus vor dem heissen Ofen zu verkriechen: Die Kinder wollen raus, Haushalt muss auch gemacht werden – zumindest das Notwendigste. Aber das Schlimmste: Der Hund muss raus. Und nein, ich kann das noch toppen: Ab morgen habe ich zwei Hunde mehr: Das heisst doppelt so oft raus, kalte Hände wegen des Leinehaltens. Der Frühling ist noch weit entfernt.

Noch mehr Schnee

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