Rechtschreibung - ein paar Buchstaben

Richtige Rechtschreibung ist der Standard – hoffentlich

Die deutsche Rechtschreibung blickt auf eine bewegte Geschichte zurück – geprägt von Reformen, Vereinheitlichungen und Kontroversen. Was heute in Schulen gelehrt und in Textverarbeitungsprogrammen automatisch korrigiert wird, war über Jahrhunderte hinweg ein uneinheitliches und wandelbares Konstrukt.

Zwischen Duden und Digitalität – Die Geschichte der deutschen Rechtschreibung

Der Weg zur heutigen Norm war lang und spiegelt nicht nur sprachliche Entwicklungen, sondern auch gesellschaftliche und politische Strömungen wider.

Rechtschreibung – was? – Vom Mittelalter und Luther

Im Mittelalter gab es keine feste Rechtschreibung. Schreiber verwendeten eine regionale Schreibweise, geprägt vom jeweiligen Dialekt und ihrer eigenen Interpretation von Lauten. Die Vokale wurden unterschiedlich geschrieben, Buchstaben wie „v“, „f“ und „u“ oft beliebig verwendet. Erst mit dem Buchdruck im 15. Jahrhundert begann eine allmähliche Vereinheitlichung – auch, weil gedruckte Bücher breitere Leserkreise erreichten und eine verständliche Sprache erforderlich machten. Ein Meilenstein war die Bibelübersetzung Martin Luthers (1522–1534), die als stilistisches und orthografisches Vorbild diente. Luther bemühte sich um eine „verständliche“ deutsche Sprache, orientiert an der sächsischen Kanzleisprache. Trotzdem blieb die Orthografie uneinheitlich, da es keine zentrale Regelinstanz gab.

Maria Theresia und der Duden – Rechtschreibung wird einheitlich

Dies änderte sich im 19. Jahrhundert mit dem Aufstieg des Nationalstaatsgedankens und der Forderung nach sprachlicher Einheit. 1880 veröffentlichte Konrad Duden sein Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache, das sich rasch als maßgebliches Nachschlagewerk durchsetzte. 1901 wurde auf der Orthographischen Konferenz in Berlin eine offizielle Rechtschreibnorm beschlossen – basierend auf Dudens System. Diese trat mit 1. Jänner 1903 in Kraft. Sie galt zunächst im Deutschen Reich und wurde später auch in Österreich und der Schweiz übernommen. Allerdings gab es in Österreich schon früher einen ersten Ansatz einer ersten, einheitlichen Rechtschreibung. Im Jahr 1774 erließ Kaiserin Maria Theresia die Allgemeine Schulordnung und zur gleichen Zeit erschien das Werk „Anleitung zur deutschen Rechtschreibung. Zum Gebrauche der deutschen Schulen in den kaiserlich-königlichen Staaten“. Hier fand man erste Regeln und ein alphabetisches Verzeichniss mit etwa fünfhundert Wörtern, die bis dahin bei der richtigen Schreibung Probleme bereiteten.

Die umstrittene Rechtschreibreform von 1996

Im 20. Jahrhundert blieb die Rechtschreibung relativ stabil – bis zur viel diskutierten Rechtschreibreform von 1996. Ziel der Reform war es, die Rechtschreibung zu vereinfachen, zu systematisieren und an den Sprachgebrauch anzupassen. Änderungen betrafen unter anderem die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Groß- und Kleinschreibung sowie die Zeichensetzung. Beispiele wie daß (nun dass) oder Delphin (jetzt Delfin) sorgten für breite Debatten in Medien, Schulen und unter Schriftstellern. Die Reform trat schrittweise in Kraft, stieß jedoch auf massiven Widerstand. Kritiker warfen ihr mangelnde sprachliche Sensibilität und praxisferne Regeln vor.

Anpassungen der Rechtschreibregeln 2004 und 2006

In der Folge kam es zu mehreren Nachbesserungen, insbesondere in den Jahren 2004 und 2006. Heute gelten die reformierten Regeln offiziell, auch wenn viele Schreibende – insbesondere in älteren Generationen – sich nie ganz mit ihnen anfreunden konnten. Mit der Digitalisierung hat sich die Rechtschreibung erneut gewandelt: Autokorrektur, Emojis, Kurznachrichtenstil und soziale Medien beeinflussen unseren schriftlichen Ausdruck. Gleichzeitig bleibt die normative Rechtschreibung ein zentraler Bestandteil der Bildung und öffentlichen Kommunikation.

Hier – ganz einfach erklärt – die Wichtigkeit von richtiger Rechtschreibung

Mit der Bedeutung und Schreibweise von Worten sollte man sehr vorsichtig sein. Um ein Beispiel zu nennen: Der habgierige Serif von Al-Ybi wurde einmal von einer Gottheit mit unzureichenden orthographischen Kenntnissen verflucht. Während der nächsten Tage verwandelten sich alle von ihm berührten Gegenstände in Glod. Zufälligerweise hieß so ein Zwerg, der Hunderte von Kilometern entfernt unter einem Berg lebte und zu seinem großen Verdruss feststellen musste, dass ihn etwas zum Königreich fortzerrte und dort gnadenlos vervielfältigte. Etwa zweitausend Glods später ließ der böse Zauber nach. Bis heute gelten die Bewohner von Al-Ybi als ungewöhnlich klein und mürrisch.

Aus: Total Verhext – Ein Scheibenwelt Roman – Terry Pratchett

Goldmann – Seite 12/Fußnote (Pratchett liebt Fußnoten)

Rechtschreibung wird überbewertet

 

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