Jörg Maurer - Der Tod greift nicht daneben /Buchcover

Jörg Maurer – Der Tod greift nicht daneben

Ein Mord im idyllischen Alpenpanorama, skurrile Figuren und ein Ermittler mit trockenem Humor: In „Der Tod greift nicht daneben“ serviert Jörg Maurer erneut einen Krimi-Cocktail voller Wortwitz, schwarzem Humor und bayerischem Lokalkolorit. Spannung trifft Satire – absolut lesenswert.

Der Tod hat seine Hand im Spiel

„Der Tod greift nicht daneben“ ist der 7. Fall, den das Team von Kommissar Jennerwein zu lösen haben – aber halt: Weder das ganze Team noch ein Fall stehen am Anfang des Krimis. Es gibt zwar einen Todesfall, aber das scheint ganz normaler – wenn auch bizarrer – Gartenunfall zu sein. Nur Jennerwein will nicht so ganz an einen Unfall glauben und verbeißt sich in die Idee, dass der Unfall doch ein Mord sein könnte. Unterstützt wird er von Ostler, Maria Schmalfuß und der Gerichtsmedizinerin. Der Rest des Teams ist derzeit nicht abkömmlich. Nicole ist auf Verwandtenbesuch, Stengele in Südamerika und Hölleisen auf Schulung zur interkulturellen Kommunikation. Wie von Maurers bisherigen Krimis aus dem Werfenfelder Land, besteht auch hier die Handlung aus verschiedenen Strängen, die am Ende mehr oder weniger einen ganzen, stimmigen Plot ergeben. Diesmal leider nur mehr oder weniger, denn es gelingt Maurer nicht, alle Fäden zu einer Einheit zu schließen. Offene Enden werden mit Gewalt noch schnell erklärt, bleiben aber ein eigener Erzählstrang. So dient der Urlaub der Grasseggers wohl eher als Seitenfüller und weniger als ein Teil der Geschichte, aber nichtsdestotrotz bleiben die Bestatter ihrer Vorliebe für Friedhöfe treu.

Lokalkolorit bei „Der Tod greift nicht daneben“

Wie die anderen Maurer-Krimis auch spielt „Der Tod greift nicht daneben“ im Werdenfelder Land. Und wie immer spürt man auch in dieser Mordgeschichte den Lokalkolorit m die Ermittler und die teilweise seltsamen Bewohner mit ihren Eigenarten: da gibt es den Leiter des Trachtenvereins und den Ober-Schuhplattler, der alle zu einem Kurs überreden will, oder den altmodischen Hairbert, der auf seinen schwedischen, sehr eigenwilligen Kollegen trifft.

Neben diesen neuen Gesichtern trifft man natürlich auch auf Altbekannte wie den jungen Hacker Motte oder den mittlerweile zum Polizeizeichner aufgestiegenen Wolzmüller Michel. Die Figuren haben alle ihre Eigen- und Besonderheiten und bleiben ihren bekannten Macken treu, wodurch sich „Der Tod greift nicht daneben“ in die Reihe seiner Vorgänger einreiht.

Bizarre Handlung und verdammt viele Fäden

Die Handlung, die bei den anderen Maurer-Krimis auch schon oft bizarr war, ist in „Der Tod greift nicht daneben“ diesmal kaum zu überbieten. So ist der vermeintliche Gartenunfall dann doch ein Mord, die gerichtsmedizinische Untersuchung besonders grausig – und man fragt sich, wie der Erzähler im Buch, ob man zukünftig nicht besser auf Fleischlaiberln und Cevapcici verzichten möchte. Aber damit nicht genug, ist der Hauptverdächtige ein Spinner, der davon träumt, Hände zu amputieren, nachzubauen und Prothesen anzufertigen.

Bei Jörg Maurer ist der Krimi ein Gesamtkunstwerk: Die Haupthandlung zersplittert in viele kleine Handlungsfäden, die Figuren, lokale und geopgraphische Eigenheiten – all dies wäre nichts ohne Jörg Maurers besonderem Sprachstil: Dieser ist einerseits sehr bildlich, man fühlt sich in die Szenen hineingezogen, man spürt den warmen Wind, man hört das Knacken der Äste und riecht den wunderschönen Garten des Schweden Bertil. Ja, mit Bildern und Adjektiven spart Jörg Maurer nicht, gleichzeitig setzt er diese aber mit Bedacht ein, sodass der Text niemals überladen und schwer wirkt. Im Gegenteil, Maurer schreibt mit einer Leichtigkeit, man sieht förmlich, wie seine Hände über die Tastatur huschen und man fühlt gleichzeitig, das Grinsen im Gesicht des Autors, wenn ihm wieder ein besonderes, sprachliches Schmankerl einfällt und Begriffe eine ganz neue Bedeutung bekommen. Wer denkt hier nicht gerne an die Doppelbelegung aus „Föhnlage“ zurück. Trotz manch unappetitlicher Details schwingt Witz und Humor fast immer mit.

Maurer kann nicht leugnen, dass er auch als Musikkabarettist arbeitet. Der Autor ist sehr vielseitig, er hat am Gymnasium und an der Uni unterrichtet, er hat Höfunksendungen moderiert, er war Chef eines eigenen Theaters in München, daneben hatte er einige TV-Auftritte, er schreibt Krimis aus den Alpen und liest sie für die Hörbuchausgabe selbst. 2009 erschien sein erster Alpenkrimi „Föhnlage“ mit dem Team um Kommissar Jenerwein. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Agatha-Christie-Preis.

Cover: Maurer: Der Tod greift nicht danebenJörg Maurer – Der Tod greift nicht daneben

Verlag Fischer Scherz

Erscheinungsdatum: 12. Februar 2015

448 Seiten

Weitere Rezensionen

Rate this post