Der Tod hat seine Hand im Spiel
„Der Tod greift nicht daneben“ ist der 7. Fall, den das Team von Kommissar Jennerweinzu lösen haben – aber halt: weder das ganze Team ncoh ein Fall stehen am Anfang des Krimis. Es gibt zwar einen Todesfall, aber das schein ganz normaler – wenn auch bizarrer – Gartenunfall zu sein. Nur Jennerwein will nicht so ganz an einen Unfall glauben und verbeisst sich in die Idee, dass der Unfall doch ein Mord sein könnte. Unterstützt wird er von Ostler, Maria Schmalfuß un der Gerichtsmedizinerin. Der Rest des Teams ist derzeit nicht abkömmlich. Nicole ist auf Verwandtenbesuch, Stengele in Südamerika und Hölleisen auf Schulung zur interkulturellen Kommunikation. Wie von Maurers bisherigen Krimis aus dem Werfenfelder Land, besteht auch hier die Handlung aus verschiedenen Strängen, die am Ende mehr oder weniger einen ganzen, stimmigen Plot ergeben. Diesmal leider nur mehr oder weniger, denn es gelingt Maurer nicht, alle Fäden zu einer Einheit zu schließen. Offene Enden werden mit Gewalt noch schnell erklärt, bleiben aber ein eigener Erzählstrang. So dient der Urlaub der Grasseggers wohl eher als Seitenfüller und weniger sals ein Teil der Geschichte, aber nichts desto trotz bleiben die Bestatter ihrer Vorliebe für Friedhöfe treu.
Wie die anderen Maurer-Krimis auch, spielt „Der Tod greift nicht daneben“ im Werdenfelder Land. Und wie immer spürt man auch in dieser Mordsgeschichte den Lokalkolorit m die Ermittler und die teilweise seltsamen Bewohner mit ihren Eigenarten: da gibt es den Leiter des Trachtenvereins und den Ober-Schuhplattler, der alle zu einem Kurs überreden will, oder den altmodischen Hairbert, der auf seinen schwedischen, sehr eigenwilligen Kollegen trifft.
Neben diesen neuen Gesichtern trifft man natürlich auch auf Altbekannte wie den jungen Hacker Motte oder den mittlerweile zum Polizeizeichner aufgestigenen Wolzmüller Michel. Die Figuren haben alle ihre Eigen- und Besonderheiten und bleiben ihren bekannten Macken treu, wodurch sich „Der Tod greift nicht daneben“ in die Reihe seiner Vorgänger einreiht.
Die Handlung, die bei den anderen Maurer-Krimis auch schon oft bizarr war, ist diesmal kaum zu überbieten. So ist der vermeintliche Gartenunfall dann doch ein Mord, die gerichtsmedizinische Untersuchung besonders grausig – und man fragt sich, wie der Erzähler im Buch – ob man zukünftig nicht besser auf Fleischlaiberln und ?evap?i?i verzichten möchte. Aber damit nicht genug, ist der Hauptverdächtige ein Spinner, der davon träumt, Hände zu ambutieren, nachzubauen und Prothesen anzufertigen.
Bei Jörg Maurer ist der Krimi ein Gesamtkunstwerk: Die Haupthandlung zersplittert in viele kleine Handlungsfäden, die Figuren, lokale und geopgraphische Eigenheiten – all dies wäre nichts ohne Jörg Maurers besonderem Sprachstil: Dieser ist einersteits sehr bildlich, man fühlt sich in die Szenen hineingezogen, man spürt den warmen Wind, man hört das Knacken der Äste und riecht den wunderschönen Garten des Schweden Bertil. Ja, mit Bildern und Adjektiven spart Jörg Maurer nicht, gleichzeitig setzt er diese aber mit Bedacht ein, so dass der Text niemals überladen und schwer wirkt. Im Gegenteil Maurer schreibt mit einer Leichtigkeit, man sieht förmlich, wie seine Hände über die Tastatur huschen und man fühlt gleichzeitig, das Grinsen im Gesicht des Autors, wenn ihm wieder ein besonderes, sprachliches Schmankerl einfällt und Begriffe eine ganz neue Bedeutung bekommen. Wer denkt hier nicht gerne an die Doppelbelegung aus „Föhnlage“ zurück. Trotz manch unappetitlicher Details schwingt Witz und Humor fast immer mit.
Maurer kann nicht leugnen, dass er auch als Musikkabarettist arbeitet. Der Autor ist sehr vielseitig, er hat am Gymnasium und an der Uni unterrichtet, er hat Höfunksendungen moderiert, er war Chef eines eigenen Theaters in München, daneben hatte er einige TV-Auftritte, er schreibt Krimis aus den Alpen und lies sie für die Hörbuchausgabe selbst. 2009 erschien sein erster Alpenkrimi „Föhnlage“ mit dem Team um Kommissar Jenerwein. er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Agatha-Christie-Preis.
Jörg Maurer – Der Tod greift nicht daneben
Verlag Fischer Scherz
Erscheinungsdatum: 12. Februar 2015
448 Seiten