Die Reportage – die Königsdisziplin

Die Reportage gilt als die Königsdisziplin unter den journalistischen Textsorten. Sie sind eine Verknüpfung aus Bildern und Information.

Die Reportage geschieht Vorort

Die Voraussetzung um eine gute Reportage zu schreiben: Der Journalist muss Vorort gewesen sein. Recherche vom Schreibtisch aus ist zu wenig. Eine Reportage ist eine „Schilderung erlebter/erfahrener Geschehnisse als Beobachter und/oder Teilnehmer“ (Michael Haller: Die Reportage. UVK, 6. Auflage, Konstanz, 2008). Mit der Reportage soll die Distanz überwunden werden und dem Leser die Möglichkeit gegeben werden an dem Geschehen teilzuhaben. Die Erlebnisse müssen daher real und authentisch sein – Reportagen vom Schreibtisch aus funktionieren nicht.

Bilder im Kopf

Mit der Reportage werden beim Leser Bilder im Kopf erzeugt. Das Geschehen muss dem Leser vermittelt werden: Dazu muss der Autor möglichst viele Details beschreiben. Er muss visuelle Eindrücke beschreiben, aber auch das Fühlen, Riechen, Schmecken und Hören gehört dazu. Der Autor wählt nicht nur Ort und Handlung aus, sondern auch den Blickwinkel auf das Geschehene. Für die Bilder im Kopf ist das Detail wichtig und wie es sich anfühlt, was man riecht und was man zu diesem Moment hört. Neben dem Erlebten ist aber auch die Hintergrundrecherche wichtig. Denn die Reportage lebt auch von den Informationsteilen.

Aufbau der Reportage

Bei dieser Textsorte wechseln sich Szenen/Bilder mit Informationsteilen ab. Sie endet mit einer Pointe oder Rahmenhandlung – also einem subjektiven Kommentar des Autors. Jeder Punkt ist einen Absatz (maximal zwei) lang.

  • Einstieg: Szene/Bild 1 – Leser einfangen, mit Szene auf den Küchenzuruf* der Handlung vorbereiten.
  • Informationsteil 1: Worum geht es? Warum bin ich hier? Wo bin ich?/Hintergrundinformationen
  • Szene 2: den Blick auf die Personen legen, und das Problem sichtbar machen.
  • Informationsteil 2: (historisch) einordnen, Rückblick, Verständnis schaffen
  • Szene/Bild 3: Probleme anhand eines Schicksals vertiefen
  • Informationsteil 3: Zukunftsausblick durch Experten, Lösungen aufzeigen
  • Pointe/Rahmenhandlung: subjektiver Kommentar

Szenischer Einstieg

Typisch für die Reportage ist ein szenischer Einstieg – ein Aufhänger. Das ist häufig eine aufrüttelnde/spektakuläre Szene (ein Teil des brennenden Hauses stürzt ein) oder ein menschliches Einzelschicksal (die vierfache Mutter steht vor dem eingestürzten Haus): Wichtig dabei ist, die Szene muss packend, emotional und anschaulich dargestellt werden.

Hintergrundinformationen

  • zu einer Problematik, die der Grund für die dargestellten Ereignisse sein können: Es wird Brandstiftung für die vielen brennenden Häuser in der Gegend vermutet.
  • zu den Problemen, die durch das Ereignis entstehen können: Mangelhafte Notfallhilfe der betreffenden Stadt für die Opfer
  • zu den Problemen, durch die das Ereignis ausgelöst oder verschärft wurde.
  • Vergleiche zu ähnlichen Ereignissen

Je nach Länge der Reportage, kann diese abwechselnd um Szenen/Bilder und Informationsteile verlängert werden.

Der rote Faden – der Küchenzuruf*

Wichtig ist bei der Reportage – wie bei jedem anderen Text auch – dass man den Inhalt an Hand eines roten Fadens festlegt und diesen nicht mehr verlässt. Das heißt der Journalist sucht sich ein Thema aus und entwickelt rund um dieses Thema den Inhalt.  Der Kern des Inhalts ist der sogenannte Küchenzuruf. Das bedeutet aber auch, dass man sich beim Schreiben auf das Wesentliche – auf den Kern – reduzieren muss. Viele Informationen und Erlebnisse, die man Vorort erlebt hat, werden bei dieser Textsorte nicht verwendet. Beim Schreiben muss man darauf achten, dass man erzählt, nicht kommentiert. Das heißt, es wird nicht gewertet, auch die eigene Meinung steht nicht im Vordergrund. Das Erlebte wird wahrheitsgemäß, detailreich und farbig geschildert. Der Leser soll die Möglichkeit haben, sich selbst ein Urteil zu bilden. Auch wenn es sich bei der Reportage um eine Erzählung des selbst Erlebten handelt, bleibt der Ich-Erzähler im Hintergrund.

Beispiel für eine Reportage

*Küchenzuruf: Der Küchenzuruf ist die Kernbotschaft jedes journalistischen Textes oder TV-Beitrags. Dieser muss klar und deutlich herausgearbeitet werden. Jeder journalistische Text – egal in welcher Textsorte, hat einen Küchenzuruf.

1 Gedanke zu „Die Reportage – die Königsdisziplin“

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