Rollerskates

Rollerskaten im Trend – Frühlingshafter Sportwahn

Das Rollerskaten, Inline-Skaten aber auch Rollschuhlaufen, ist weit mehr als nur ein Freizeitvergnügen. Es ist ein Sport, eine Subkultur, ein künstlerischer Ausdruck – und vor allem ein Phänomen mit einer spannenden und bewegten Geschichte. Was einst als skurrile Erfindung im 18. Jahrhundert begann, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem weltweiten Trend mit sportlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Dimensionen.

Die Anfänge im 18. Jahrhundert

Die Geschichte des Rollerskatens beginnt schon sehr früh. Der belgische Konstrukteur Jean-Joseph Merlin gilt als einer der Erfinder eines rollenden Schuhs. Um 1760 präsentierte er in London ein Paar „Rollschuhe“ mit Metallrädern – allerdings ohne nennenswerte Steuerungsmöglichkeiten. Die Vorführung endete spektakulär, als Merlin die Kontrolle verlor und in einen Spiegel stürzte. Trotz dieses Misserfolgs war der Grundstein gelegt.

Im 19. Jahrhundert folgten zahlreiche Patente und Erfindungen, die das Rollschuhlaufen einfacher machten. 1819 erhielt der Franzose M. Petitbled das erste bekannte Patent für einen Rollschuh mit drei in einer Linie montierten Rädern – ein Vorläufer der heutigen Inlineskates. Doch erst die Erfindung des Lenksystems durch James Leonard Plimpton im Jahr 1863 revolutionierte das Rollerskaten. Seine „Quads“, also Rollschuhe mit zwei Achsen und vier Rollen, ermöglichten erstmals kontrolliertes Kurvenfahren. Diese Innovation machte den Sport einem breiteren Publikum zugänglich und legte den Grundstein für die Popularisierung.

Roller Rinks und Massenbewegung

Mit Plimptons Erfindung begann eine neue Ära: In den USA eröffneten Rollschuhbahnen, sogenannte „Roller Rinks“, zunächst in New York und Boston. Schnell entwickelte sich Rollerskaten zum beliebten Gesellschaftsvergnügen. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sogar erste Rollschuhtheater, in denen künstlerische Darbietungen auf Rollen inszeniert wurden.

Auch in Europa verbreitete sich der neue Sport. In Deutschland eröffnete 1901 in Berlin die erste öffentliche Rollschuhbahn. Besonders in städtischen Zentren wurde Rollschuhlaufen ein beliebter Zeitvertreib für die bürgerliche Jugend.

Die goldenen Jahrzehnte: Rollerskaten im 20. Jahrhundert

Der Beginn des 20. Jahrhunderts brachte eine zunehmende Professionalisierung. In den 1920er-Jahren etablierte sich Rollkunstlauf als Wettkampfsport. Parallel entwickelte sich das Rollhockey, insbesondere in Südeuropa, zu einer populären Teamsportart.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das Rollschuhfahren in den USA einen wahren Boom. Rollschuhbahnen waren Treffpunkte für Jugendliche, soziale Events und Sportstätten zugleich. In den 1950er- und 60er-Jahren wurde Rollschuhfahren fest in die amerikanische Popkultur integriert. Filme, Musikvideos und Werbung trugen dazu bei, das Image des Rollschuhfahrens zu prägen – als Sinnbild für Freiheit, Jugend und Moderne.

Der absolute Höhepunkt kam jedoch in den 1970er-Jahren. Die Disco-Ära brachte eine ganz neue Dimension: „Roller Disco“ war geboren. In glitzernden Outfits und mit Funk-Musik tanzten Rollerskater auf Parkett und Asphalt. Der Venice Beach in Kalifornien wurde zur Bühne für spektakuläre Performances. Rollerskaten war nicht nur Sport, sondern Ausdruck eines Lebensgefühls.

Der Wandel: Inline-Skating und sportliche Spezialisierung

Die 1980er- und 1990er-Jahre markierten eine entscheidende Phase der Transformation. Die Erfindung moderner Inlineskates – also Rollschuhe mit in einer Reihe angeordneten Rädern – durch die Marke Rollerblade brachte eine neue Dynamik in die Szene. Inlineskating gewann schnell an Popularität, insbesondere im Fitnessbereich, aber auch im Wettkampfsport.

Inline-Speedskating, aggressive Skating (Stunts und Sprünge) und Freestyle-Slalom entwickelten sich als eigene Disziplinen. Vor allem die aggressive Variante fand Eingang in die Extremsportwelt und wurde durch Events wie die X-Games weltweit bekannt.

Der klassische Quads-Rollschuh verlor dadurch vorübergehend an Bedeutung, überlebte jedoch in Nischen wie dem künstlerischen Rollschuhlauf, Roller Derby und traditionellen Freizeitaktivitäten.

Roller Derby und queere Subkultur

Eine bemerkenswerte Entwicklung nahm das Rollerskaten im Rahmen des Roller Derby. Der ursprünglich in den 1930er-Jahren in den USA entwickelte Kontaktsport erlebte ab den 2000er-Jahren ein feministisches und queeres Revival. Frauen- und LGBTQ+-Teams gründeten eigene Ligen, organisierten sich basisdemokratisch und setzten bewusst auf Diversität und Empowerment. Roller Derby steht heute nicht nur für sportlichen Wettkampf, sondern auch für politische Statements, Körperakzeptanz und Gemeinschaftssinn.

Das digitale Comeback: Rollerskating im 21. Jahrhundert

Mit dem Beginn der 2020er-Jahre feierte das klassische Rollerskaten ein unerwartetes Revival – angetrieben durch soziale Medien. Plattformen wie TikTok und Instagram brachten eine neue Generation mit dem nostalgischen Charme der Rollschuhe in Berührung. Vor allem während der COVID-19-Pandemie, als viele Sporteinrichtungen geschlossen waren, zog es Menschen auf die Straße – auf vier Rollen.

Das ästhetisch inszenierte Outdoor-Skaten – oft in bunten Outfits und zu Retro-Musik – wurde zu einem globalen Trend. Die Industrie reagierte prompt mit neuen Designs, auffälligen Farben und einem erweiterten Angebot für Anfänger*innen wie Fortgeschrittene.

Sport, Kunst, Lifestyle – das heutige Rollerskaten

Heute ist Rollerskaten vielfältiger denn je. Es vereint Elemente aus Sport, Tanz, Kunst und urbaner Bewegungskultur. Skate-Kollektive organisieren Treffen, Workshops und Shows. Rollkunstlauf ist weiterhin eine etablierte Sportart, insbesondere in Europa und Südamerika. Roller Derby wächst international. Inlineskating bleibt relevant im Leistungssport und im urbanen Pendelverkehr.

Zudem stehen beim modernen Rollerskaten zunehmend soziale Aspekte im Vordergrund: Inklusivität, Gemeinschaft, Körpervielfalt. Viele moderne Skating-Communities betonen Werte wie Selbstbestimmung, Diversität und Empowerment – insbesondere für marginalisierte Gruppen.

 

Im Juni 2015 fand in Innsbruck die Speedskating EM statt. Hier gibt es ein paar Bilder zur EM.

 

Aus dem Tagebuch

Das verlängerte Wochenende ist vorbei, der Sportwahn hat aber noch nicht nachgelassen. Tochter Nr. 1 hat heute ganz spontan beschlossen, dass sie auch Rollerskaten lernen muss – und das obwohl sie sich die letzten 3 Jahre geweigert hat, und ich mich schon geärgert habe, dass ich ein Vermögen für die Sachen ausgegeben habe. Jetzt sind wir heute zu dritt den halben Nachmittag auf der Straße auf und ab gerollt.

Tochter Nr. 2 ist in meinen Armen gehangen und hat Gummifüße gemacht. – Super. Vor allem, weil es sich mit Gummifüßen so kontrolliert rollen lässt. Das Wording von Kindern ist oft einzigartig: Kindermund und so

Das Öl ist ausgegangen – mir ist kalt, mein Knie schmerzt immer noch – vielleicht wäre einmal ein Arztbesuch nicht das Blödeste. Ich will Frühling, ich will es warm.
Der einzige Trost: Die ersten Frühlingsblumen haben sich schon den Weg nach draußen gebahnt.

Irgendwie hätte ich jetzt gerne meine zwei Frühlingsbilder und das Skater-Bild heruntergeladen, aber irgendwie scheint es nicht funktionieren. *grml* – Ätsch, ich hab es doch noch hinbekommen.

Krokus im Frühling

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