Schlankheitskult …

Schlank, fit und schön

Eigentlich geht es nicht um Schlankheitswahn oder Schlankheitskult, auch nicht um Körperkult. Nein, vielmehr geht es um die Sicht auf unseren Körper und das, was wir im Moment als attraktiv empfinden. Oft hilft uns – für den richtigen Blick – die Werbung.

Werbung und Schlankheitskult

Nicht immer zeigte uns die Werbung dürre oder schlanke, fitte und durchtrainierte Körper. Das Bild hat sich im Laufe der Jahrhunderte massiv geändert. So gab es Zeiten, da fand man mollige Frauen als besonders attraktiv, schön und erotisch.

schlummernde Venus
Schlummernde Venus – 1510

Später waren dann Frauen mit Wespentaille das ultimativ Schöne. Nicht umsonst wurden die Taillen mit Korsetts zusammengeschnürt um diesem Ideal zu entsprechen. Als Frauen mehr und mehr am Alltag teilnahmen und sich ihre Aufgabenbereiche verlagerten, ändert sich auch dieses Bild wieder.

Die 40er

In den 40ern liebte man den mütterlichen Typ. Diese Vorstellung beruht auf der Bedeutung der Frau im Nationalsozialismus: wichtig war, dass sie viele Kinder bekommen konnte, um Volk und Rasse zu erhalten: breite Hüften bzw. ein breites, „gebärfreudiges“ Becken mit prallen Brüsten. Der schöne Frauenkörper hatte die Sanduhr-Silhouette.

Die 50er

Nach der langen kargen Zeit des Weltkrieges stehen die 50er im Zeichen von Wiederaufbau und beginnendem Wohlstand. Dies zeigt sich auch an der Vorstellung des Wunschkörpers: Körperfülle wird als Zeichen für Wohlstand und Gesundheit gesehen. So gelten Marilyn Monroe und Liz Taylor als Schönheitsideale – mit einer Kleidergröße von 40/42.

 

 

 

Die 60er

Ende der 50er geht es schon los: die ersten Diät- und Fitnessratgeber bzw. erste Kalorientabellen erscheinen am Markt. Man beginnt von Idealgewicht und Durchschnittsgewicht zu reden. Frauen sollten vor allem wohlproportioniert sein.

Allerdings mit Aufkommen von Minirock und Seidenstrumpfhose taucht Mitte der 60er das erste Magermodel auf: die magersüchtige KindfrauTwiggy. Mit ihren 1,67m und 41 kg blieb sie jedoch die Ausnahme. Der Trend ging Ende der 60er in Richtung lange und schmale Körper.

Twiggy
Twiggy, Quelle: Vogue

Die 70er

In den 70ern kommt dann erstmals ein neuer Aspekt bei der Vorstellung eines schönen Körpers hinzu. Frauen sollen nun nicht mehr nur schlank sein, sie sollen nun auch sportlich aussehen. Es beginnt die Zeit des bewussten Bodystylings. Die Zeit des Schlankheitskults beginnt. So steigt die Zahl der Artikel rund um die Gewichtskontrolle in amerikanischen Frauenzeitschriften von 1968 bis 1972 um 70%. Die ersten Light-Produkte kommen auf den Markt.

Die 70er

Die 80er

War es bisher genug, schlank und sportlich auszusehen, war es jetzt auch wichtig, fit zu sein. Dieser Körpertrend zeigt sich durch die Aerobic-Welle, die Jane Fonda auslöste. Interessant am Rande ist, dass Jane Fonda an Bulimie litt. Jetzt sollte der Körper auch muskulös und durchtrainiert sein. Der Körper symbolisiert nun nicht nur mehr Sportlichkeit sondern auch Kondition und Belastbarkeit.

die 80er

Die 90er

Die 90er beginnen mit dem Schönheitsideal eines stromlinienförmigen Körpers, der bald durch das Bild der Magergirlies abgelöst wird: jung, mager, hellhäutig (niemals sonnengebräunt), möglichst Körper wie Kindfrauen zu haben, ist das Ziel. Ab Mitte der 90er stehen die Zeichen endgültig auf mager, magerer am magersten: Models sind mindestens 1,74 und wiegen zwischen 50 und 55 kg: beispielsweise Kate Moss: 1,70 und 44kg.

Kate Moss
Quelle: Calvin Klein

21. Jahrhundert

Heute wird mit dem Körper nicht mehr nur Gesundheit, Fortpflanzung oder Fitness symbolisiert, heute steht vor allem Schönheit und Attraktivität im Vordergrund. Körperkult und Körperstyling dient nur dem Zweck, diese Schönheit zu erreichen. Dabei hilft man auch gerne mit Schönheitsoperationen nach: es wird Fett abgesaugt, die Nase korrigiert, der Busen vergrößert oder verkleinert. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Langsam findet aber ein Umdenken statt. Models dürfen in immer mehr Ländern nicht mehr magersüchtig sein, immer mehr Frauenzeitschriftrn verzichten auf klassische Models, sogar in Werbekampagnen wird auf Natürlichkeit gesetzt und Frauen mit all ihren körperlichen Makeln gezeigt. Ein Beispiel hierfür ist die Dove-Kampagne Pro Age. Auch die Kampagne von Model Isabelle Caro gegen Magersucht sprechen erste und deutliche Zeichen.

no-anorexia
No Anorexia, Isabelle Caro
dove-pro-age
Quelle: Dove Pro Age

Immer mehr kommt man weg von der Vorstellung, dass mager schön ist. Der Trend geht Richtung: Jugendlichkeit, Fitness und Schlankheit. Auf der anderen Seite werden die Körperattribute schlank und dick so oft wie nie vorher gegenüber gestellt. Dickleibigkeit wird als Volkskrankheit vermittelt.

Quellen:
Waldich, Hans-Peter (2004): Perfect Body. Körperkult, Schlankheitswahn und Fitnessrummel. Köln: PapyRossa Verlag.
Wilk, Nicole M. (2002): Die vielen Gesichter der Weiblichkeit in der Werbung. Frankfurt/Main: Campus Verlag.