Ovid gehört zu den wichtigsten Dichtern des lateinischen Mittelalters. Zu den wichtigsten werken gehört die Metarmophosen
Ovid – Publius Ovidius Naso
Ovid lebte von 43 v. Chr. bis 17 n. Chr. war ein römischer Dichter der Antike. Neben Horraz und Vergil gehört er zu den wichtigsten Dichtern der damaligen Zeit.
- Ovid ist sehr wichtig für das lateinische Mittelalter.
- Er war ein Zeitgenosse von Augustus.
- Er schrieb 15 Bücher mit 250 Sagen der klassischen, lateinischen Mythologie.
- Thema: das Konzept der Verwandlung: von Menschen in Tiere, von Menschen in Pflanzen, von Menschen in Gestirne, Verwandlung in morphologische Gebilde.
Geschrieben in Hexametern - Ovid wollte ein Epos schreiben, jedoch steht die Verwandlung im Zentrum. Es gibt einen Handlungsbogen, der die einzelnen Geschichten in Zusammenhang bringt.
Ovids Metamorphosen
Metamorphosen beginnen mit dem Schöpfungsmythos: von der Erschaffung der Welt mit den vier Weltzeitaltern, am Beginn das „goldene Zeitalter“ bis hin zum eisernen Zeitalter: Fazit: damals war alles besser: Dies ist eine der frühesten Utopien eines irdischen Paradieses, die Vorstellung eines Garten Edens.
Alle Menschen lebten in Einklang daher brauchte es keine Gesetze. Kein Pflug verletzte die Erde: Die Erde gibt alles freiwillig her, daher braucht es keine Landwirtschaft. Die Vorstellung einer „alma mater“: Konzept einer Natur als nährende Mutter. (Dieses Konzept wird in der frühen Neuzeit sehr wichtig, als es zu einer Veränderung des Weltbildes kommt und die Welt/Natur als Maschine gesehen wird.)
Ovid/Goldenes Zeitalter: es gibt eine Verbindung zur Augustinischen Zeit: diese „paradiesische“ Zeit lässt sich mit dem Pax Romana vergleichen: Die augustinische Zeit ist eine Friedenszeit wie im goldenen Zeitalter.
Die Sagen in den Metamorphosen von Ovid sind alle nach dem gleichen Konzept aufgebaut – am Beispiel von Pyramus und THis
Pyramus und Thisbe
Pyramus und Thisbe waren zwei „Schönheiten“ in Babylon. Sie leben Wand an Wand in einem Haus. Seit ewigen Zeiten liegen die beiden Familien in Streit und trotzdem verlieben sich beide in einander: Sie sprachen durch Winke und Zeichen miteinander, was „das Feuer der Liebe weiter entfachte“.
Im Haus gab es einen Riss, der von den beiden entdeckt wurde und so konnten sie bald miteinander flüstern. Dabei sprechen sie auch den Riss direkt an: Er möge breiter werden, damit sie sich zumindest küssen können.
Sie beschließen zu fliehen und machen einen Treffpunkt am Grabmal des Ninus aus. Thisbe kommt zu früh und muss vor einem Löwen fliehen. Auf der Flucht verliert sie ihren Schleier. Der Löwe beschmutzt diesen mit Blut.
Pyramus kommt zu spät und sieht den blutbefleckten Schleier, aus Kummer und Schuldgefühlen bringt er sich um.
Der Tod des Pyramus: Das Blut spritzt hoch empor, nicht anders, wie wenn ein Rohr, nachdem das Blei schadhaft geworden ist, platzt. Wenn es zischend aus dem schmalen Riss einen langen Wasserstrahl heraus spritzen lässt und in Strahlen die Luft durchbricht. Ovid beschreibt den Tod Pyramus‘ wie einen Wasserrohrbruch: Er verwendet dabei das Wort „iacuit“: Dieser Begriff stand auch damals schon für „Ejakulation“: Ovid beschreibt den Tod des Pyramus als eine unglaublichen Orgasmus: sehr ironisch.
Thisbe kommt zurück, sieht den toten Geliebten und bringt sich selber um. Das Blut der beiden vermischt sich und verfärbt die Frucht des Maulbeerbaums, zu dessen Fuß sie liegen, rot. Das ist die Verwandlung, die das eigentliche Thema der „Metamorphosen“ ist.
Die Geschichte der Daphne
Daphne war eine Nymphe, die mit dem Gott Apollo in Interaktion (häufiges Thema bei Ovid) kam. Apollo hatte einen Streit mit Amor, da er sich über Amors geringe Größe lustig machte. Apollo fragte, wie jemand mit so einer geringen Körpergröße mit einem Bogen schießen könne, wo doch er, Apollo, der Gott der Bogenschützen sei.
Amor ist wütend und schießt einen Goldpfeil in Apollo und einen bleiernen Pfeil in Daphne. Der goldene Pfeil macht Apollo verliebt in Daphne, der bleierne sorgt dafür, dass Daphne ihn sehr ablehnt. Apollo stellt ihr nach und sie flieht vor ihm (diese Flucht ist bei Ovid sehr genau beschrieben). Er verfolgt sie um sie zu vergewaltigen. Als sie merkt, dass sie nicht auskommt, bittet sie ihren Vater, einen Gott, sie in einen Baum zu verwandeln. Das geschieht und sie wird in einen Lorbeerbaum (griechisch: Daphne) verwandelt.
Interessant ist die Beschreibung der Verwandlung: Noch während der Berührungen Apollos verwandelt sie sich: Er küsst sie und sie wird zu Holz:
Und mit geschmeidigem Bast umzieht sich der schwellende Busen.
Grünend erwachsen zu Laub die Haare, zu Ästen die Arme; […]
An den Stamm die Rechte gehalten,
Fühlt er, wie in der bergenden Rinde der Busen noch aufbebt,
Und mit den Armen die Äste, als wären es Glieder, umfangend,
Gibt er Küsse dem Holz. Doch entzieht sich das Holz auch den Küssen.
Die Beschreibung der Verfolgung erinnert an die Verfolgungsjagd vor den Mauern von Troja: Auch hier kommt es zu einer Verwandlung (Morphing im Film!)
Für diese Verwandlungen gibt es bei Ovid zwei Möglichkeiten: entweder erfolgt die Metamorphose in einem Satz oder sehr ausführlich.
15 verschiedene Geschichten
Andere bekannte Geschichten: Orpheus und Euridike, Daphne
Ende: Apotheose des Caesars: Die Verwandlung Caesars in ein Sternbild. (Apotheose: Erhebung eines Menschen zu einem (Halb-)Gott.
Ovid verwendet verschiedene Erzähler, die die Geschichte erzählen bzw. zusammenhalten. Weil diese Rahmenhandlung nicht sehr zusammenhängt, werden die Metamorphosen nicht als Epos, sondern als Einzelgeschichten gelesen.
Viele dieser Geschichten werden im Mittelalter wieder aufgenommen.
Zur Person Ovid
Ovid versucht sich an verschiedenen Textsorten. Er fällt bei Augustus in Ungnade und wird verbannt und wird in die tiefste Provinz ans Schwarze Meer verbannt. Er schreibt dort Elegien (Tristas).
Man weiß jedoch nicht, warum Ovid in Ungnade gefallen ist. Zumindest die überlieferten Texte sind nicht systemkritisch. Jedoch besteht die Möglichkeit – laut neueren Interpretationsansätzen – dass Ovid in seinen Texten, gut versteckt, kritische Aussagen machte.
Mit dem Tod des Augustus kommt es zu einer Rückkehr zur Monarchie. Der Schein einer Republik wurde nicht länger aufrecht erhalten. Senat, und republikanische Gremien wurden zurückgedrängt. Die Kaiserzeit dauerte rund 100 Jahre.
Hier gibt es Ovid online: Projekt Gutenberg – Ovid: Metamorphosen