Zur Untersuchung des Indogermanischen: Bei der Untersuchung der Sprachvorgeschichte stellt sich das Problem, dass alles hochspekulativ ist (Rudi Keller). Aus diesem Grund löste Societe de Langue de Paris 1865 ein lange bestehendes Problem in der deutschen Sprachgeschichte und Sprachphilosophie: Sie legte fest, dass keine Arbeiten und Vorträge mehr akzeptiert werden, die die Sprachvorgeschichte und Sprachgeschichte zum Thema haben.
Indogermanisch – Vorgeschichte des Deutschen
Sprachgeschichte beginnt mit Schriftlichkeit
Indogermanisch gehört zur Vorgeschichte des Deutschen. Die eigentliche Geschichte des Deutschen – wie jeder anderen Sprache – beginnt mit der Schriftlichkeit. Jede Sprachgeschichte beginnt mit dem Einsetzen der Schriftlichkeit. Das, was vorher geschehen ist, nennt sich Vorgeschichte. In diesem Sinne kann man sagen, dass im Reich Karls des Großen – in der Mitte des 8. Jahrhunderts nach Chr. – die Geschichte des Deutschen beginnt.
Die sprachliche Entwicklung davor ist insofern Vorgeschichte der Sprache, da in diesen Zeiten gesprochene Idiome als germanisch bzw. Indogermanisch bezeichnet werden – nicht als Deutsch – deutsch ist noch lange keine einheitliche Sprache. Es ist eher ein neben- und miteinander verbundener, regionaler Dialekte -> es ist noch keine Einheitssprache.
Lange Zeit gab es nur Textzeugnisse davon, keine mündlichen.
Sprachenvergleich und Rekonstruktion
Dennoch kann man durch die Methode des Sprachenvergleichs und der Rekonstruktion erkennen, dass Deutsch zur Familie des Germanischen und darüber hinaus zur Familie der indogermanischen Sprachen gehört. Da diese Sprachfamilie durch gemeinsame strukturelle Merkmale verbunden sind, werden diese in der Folge beschrieben:
Das Indogermanische ist Teil der Indogermanischen Sprachfamilie Diese wiederum ist eine von mehreren 100 Sprachfamilien der Welt.
Sie ist nach der Zahl ihrer Sprachen eine der größten Sprachfamilien der Welt, und sie ist auch am weitesten über den Globus verteilt. Sie ist sie zudem jene mit der längsten dokumentierten Geschichte. Die Verwandtschaftsverhältnisse können daher auch im Ursprung einigermaßen sicher angenommen werden.
Indogermanisch (Idg.) – Vorgeschichte

Indogermanisch ist die Vorstufe der meisten europäischen und einiger außereuropäischer Sprachen.
Die indogermanische Sprachfamilie
Das historische Indogermanisch wird von 5000 v. Chr. bis ca. 2000. v. Chr. datiert und fällt somit in die Jungsteinzeit.
Die Bezeichnung Indogermanisch (Idg.) ist eine Sprachbezeichnung: sie bezeichnet eine Gruppe von verwandten Sprachen, die ursprüngl. zw. Indien und europ. gesprochen wurden.
Gleichzeitig handelt es sich aber auch um eine geographische Bezeichnung:
„Indo“: östlich und germanisch für die westl. Sprachen zusammen: betrifft aber nur den europäischen Raum.
Beginn der vergleichenden Sprachwissenschaft
Im Jahr 1786 erkannte Sir William Jones (Orientalist) den Zusammenhang zwischen seiner Muttersprache Englisch und dem indischen Sanskrit. Er war Indologe und Jurist in Kalkutta, er sprach Indisch und beherrschte das Altindisch. Er gehört zu den ersten, der auch den Zusammenhang von Sanskrit mit dem Lateinischen und dem Griechischen erkannte. Die Erkenntnis war für ihn offensichtlich: Er stellte fest, dass es auch innerhalb vom europäischen Sprachen Ähnlichkeiten gab.

Auch im Persischen erkannte er Ähnlichkeiten und sprach von einer Verwandtschaft dieser Sprachen: somit wird 1786 als Geburtsstunde der Indogermanischen Sprachfamilie. Gleichzeitig stellte er aber auch fest, dass es Sprachen gab, die sich deutlich unterschieden: beispielsweise Finnisch, Ungarisch.

Mit ihm beginnt auch die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft. Ihm folgten wichtige Sprachwissenschaftler wie Franz Bopp, Jacob Grimm, August Schleicher, etc.
Jones hatte jedoch für diese Sprachfamilie noch keinen Namen.
Was ist Indogermanisch?
1810: Der dänisch-franz. Geograf und Sprachforscher Conrad Malte-Brun verwendete den Begriff „Indogermanic“.
1823: Heinrich Julius Klaproth, Spezialist für asiatische Sprachen prägte den deutschen Begriff Indogermanisch.
Indokeltisch
Indoeuropäisch versus indogermanisch: das Keltische gehört auch zur Familie des Indogermanischen. Daher sollte indokeltisch (von Pott vorgeschlagen, 1840) verwendet werden. Jedoch kam dieser Einwand zu spät, Indogermanisch hatte sich bereits etabliert. Die Nazipropaganda missbrauchte diesen Sprachbegriff. Daher bliebt vom Begriff Indogermanisch ein schaler Geschmack zurück. Aus diesem Grund wird heute häufig indoeuropäisch verwendet. Diese Begriffe werden synonym verwendet.
Die Indogermanische Sprache – Sprachen der Gegenwart
Indogermanische Sprachen in Europa
Alle diese Sprachen haben eine gemeinsame Wurzel und werden heute in Europa gesprochen.
- Germanisch: Deutsch, Schwedisch, Englisch, Niederla?ndisch, Friesisch, Da?nisch, Norwegisch, Isla?ndisch, Schwedisch, Jiddisch
- Keltisch: Irisch, Ga?lisch, Walisisch, Bretonisch
- Romanisch: Franzo?sisch, Katalanisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Ra?toromanisch, Ruma?nisch
- Slawisch: Russisch, Ukrainisch, Weißrussisch, Sorbisch (wird in Teilen Griechenlands gsprochen), Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Bulgarisch, Serbokroatisch, Slowenisc
- Baltisch: Litauisch, Lettisch
- Griechisch
- Albanisch
Indogermanische Sprachen außerhalb Europas
Indogermanische Sprachen, die außerhalb Europas in der Gegenwart gesprochen werden:
- Armenisch
- Iranisch: Persisch, Kurdisch, Afghanisch u.a.
- Indische Sprachen: Hindi, Hindustani, Bengali, Urdu, Pandschabi u.a.
Ausgestorbene indogermanische Sprachen
Viele indogermanische Sprachen sind ausgestorben:
- Anatolische Sprachen: Hethitisch, Lydisch, Palaisch, Luwisch, Lykisch …
- Westbaltische Sprachen: Altpreußisch, Jatwingisch …
- Ostgermanisch: Burgundisch, Gotisch, Suebisch, Vandalisch
- Illyrisch
- Oskisch-umbrische Sprachen: Oskisch, Umbrisch, A?quisch, Volskisch …
- Phrygisch; Thrakisch; Thocharisch; Venetisch und eventuell weitere
Nicht-indogermanische Sprachen in Europa
Zu den Nicht-Indogermanischen Sprachen in Europa zählt man zB das Baskische (nach Meinung der Forscher mit keiner anderen Sprache der Welt verwandt – ist eine sog. isolierte Sprache).
Alle anderen Sprachen in Europa gehören zu anderen Sprachfamilien:
- Finnisch-Ugrische Sprachen: Lappisch, Finnisch, Estnisch, Magyarisch/Ungarisch
- Turksprachen / Turko-Tatarische Sprachen Tu?rkisch, Kasachisch …
Türkisch: gehört zu den Turk-Sprachen,
Maltesisch: ist aus einem arabischen Dialekt entstanden und gehört zu den semitischen Sprachen und ist verwandt mit dem Amharischen in Äthiopien
Gibt es eine Urheimat und ein Urvolk?
Gleichzeitig mit der Entdeckung der Verwandtschaft begann auch die Suche nach dem Urvolk und dem Siedlungsraum dieses Volkes. Man muss annehmen, dass dieses Urvolk vor 5000 existiert haben muss, aber alles darüber ist Spekulation.
Manche glauben, dass dieses Urvolk den Schnurkeramikern entspricht. Dieses Volk ist aufgrund von archäologischen Tonfunden benannt. Diese Funde hatten auffällige Verzierungen in der Keramik. Man fand diese Fragmente und bezeichnete das Volk daher nach diesen Verzierungen.
Andere halten das für Unfug und meinen, dass es kein einheitliches Urvolk gäbe, sondern verstreute Volksgruppen.
Auf der Suche nach der Urheimat wurde in den unterschiedlichsten Gebieten zwischen Skandinavien und Indien festgesetzt. Es ging auch um nationalpolitische Streitereien: Europa oder doch Asien.
Jedoch kannten diese Sprachen: Sommer, Winter, Fuchs, Hase, Hirsch, Wolf, Bär, Adler, nicht aber die Begriffe für Kamel, Löwe, Tiger, Affe, Pfau. Daher geht man davon aus, dass es sich bei der Urheimat um eine europäische Herkunft handeln muss.
Ursprache ist konstruiert
Ursprache ist ein reines Rekonstrukt: Es gibt keine schriftlichen Zeugnisse, daher musste man sich anders behelfen: Man nimmt die Idg.-Sprachen und nimmt verschiedene Wörter und sieht die gemeinsame Wurzel. Bei Wörtern, die keine gemeinsame Wurzel haben, gibt es diese Verwandtschaften nicht. Beispielsweise gibt es im Frühalthochdeutsch kein Wort für Pfau. Dieses findet sich dann erst in späteren Sprachstufen. Diese Logik betrifft auch Pflanzen: Es gibt keine Begriffe für Palme, aber für Birke, Buche, Eiche.
Es gibt keine Schriftzeugnisse aus der indogermanischen Zeit. es handelt sich um eine rekonstruierte Sprache, es wird daher immer mit dem Stern (Asterisk) gekennzeichnet. Belege für Einzelsprachen gibt es erst später. Die ältesten Belege für das Altgriechische: Homerische Epen. Der älteste Lateinische Beleg stammt aus ungefähr 500 v. Chr. und ist eine Übersetzung der Odysee von Homer.
A?lteste Schriftu?berlieferungen indogermanischer Einzelsprachen:
- ab 1800 v.Chr.: Hethitisch
- ab 1400 v. Chr.: mykenisches Griechisch ab 1200 v. Chr.: Altindisch (Sanskrit)
- ab 800 v. Chr.: Altgriechisch
- ab 600 v. Chr.: Lateinisch
Andere Theorien sagen jedoch auch hier, dass es keine Urheimat gibt.
Gesellschaftliche Organisation
Jedoch lässt sich über die Kultur etwas sagen: Die Sprecher dieser Sprachfamilie lebten in einer organisierten, strukturierten Gemeinschaft: Es gibt Begriffe für, Vater, Mutter. Es gab Viehzucht (Schwein, Rind, Biene,), es gab astronomisches Wissen: Sonne, Mond, Stern, Jahr und es gab das Zehnersystem: Zahlen von 1 bis 10.
Die Mögliche Urheimat liegt zwischem schwarzem Meer und Kaukasus, (aber auch das wird gelegentlich bezweifelt). Das Indogermanische hat sich dann von hier aus in die einzelnen Sprachen weiter entwickelt.
Theorien zur Entstehung des Indogermanischen
Es gibt zahlreiche Entstehungsteorien.
Stammbaumtheorie von August Schleicher (1873)
Mitte 19. Jhd: Die Sprachen entwickelten sich analog biologischer Faktoren: Sprachen haben genetische Stammbäume. Neuhochdeutsch ist eine Tochtersprache des Westgermanischen. Dieses wiederum eine Tochtersprache des Germanischen. Latein ist eine Tochtersprache des Italischen, etc.

Wellentheorie von Johannes Schmidt (1872)
In den Augen von Johannes Schmidt fehlt etwas in der Stammbaumtheorie: Es fehlen die Kontaminationen, die gegenseitigen Beeinflussungen und Vermischungen. Für ihn ist die Wellentheorie plausibler: Sprache ist wie eine Welle entstanden: Wenn man einen Stein ins Wasser wirft und sich die Wellen ausbreiten

Rekonstruktionsprobleme: es gibt keine einzige Indogermanische Quelle.
Weitere Entstehungstheorien
- Substrattheorie von Hermann Hirth (1894)
- Entfaltungstheorie von Otto Höfler (1956)
Sprachliche Merkmale des Indogermanischen
Morphologie: Aus den Rekonstruktionen hat man darauf geschlossen, dass es sich um flektierende Sprachen handelte.
Phonetik: Hauptakzent auf unterschiedlichen Silben eines Wortes: Man rekonstruierte, dass das Idg den Akzent auf unterschiedlichen Silben eines Wortes trug.
Lexik: (siehe oben, bekannte Wörter)
Zusammenfassung
Das Deutsche gehört zu den Idg-Sprachen. Es gibt Gemeinsamkeiten im Wort und im Lautbestand. Daraus ist eine genealogische Zusammengehörigkeit geschlossen. Das Urvolk und die Urheimat bleiben im Bereich der Spekulation.
Thanks for sharing…
Alles ist anders als man bisher angenommen hat. Dies wird bewiesen auf http://www.deutonia.de
hallo