Follonica – Freitag

Am nächsten Tag pausierte ich, eigentlich ist es ziemlich krank bei diesen Temperaturen zu laufen.

Wir machten uns bequeme Tage am Pool und am Strand. Mein Angetrauter quälte am Vormittag das Fahrrad, ich ging um 6:00 Uhr in der Früh laufen und legte nach zwei weiteren Tagen wieder einen Pausentag ein. Ich war überrascht, dass sich meine Beine recht müde anfühlten und kam dann drauf, dass ich ja noch gar nicht lange auf 5 km aufgestockt hatte.

Das Meer und der Strand sind so, wie ich es mir gewünscht habe: weißer, feiner Sand, flach abfallender Strand, so dass die Kids ziemlich weit hinausgehen können. Auch die Höhe der Wellen ist kindertauglich. Der Pool ist groß, besteht aus drei Becken, ein „Kleinkindbecken“, ein Schwimm- und ein Kinderbecken. In regelmäßigen Abständen gibt es Sonnenschirme. Ein Nachteil ist diese zwanghafte Animationssucht der Campingplatzleitung: Ab ca. 10:00 Uhr wird das Poolarial beschallt. Ein Schrei ist die Gymnastiktrainerin. Sie hat sicher 120 kg, bewegt sich wie Mammut Almut, aus einer Zeichentrickserie, und ist schlicht weg ein Witz. Ansonsten ist am Pool bzw. dem Campingplatz nicht gerade viel los, was den Vorteil hat, dass Platz zum Schwimmen ist und es allgemein recht ruhig ist.

So konnte ich meine Kraulbewegungen wieder etwas verbessern, aber an Wasserlage und Ausdauer fehlt es noch.

Dann musste ich dieses Jahr mit dem Vorurteil abschließen, dass es kaum dicke ItalienerInnen gibt. Das stimmt nicht. Ich denke, dass auch hier jedes 5. Kind zu dick ist. Mindestens zwei der unter 5jährigen sind adipös.

Auch unter den Erwachsenen schaut es nicht wirklich besser aus. Die Zeiten der gut gebauten Italienerinnen mit Stil, Haltung und dem Gespür für Kleidung ist wohl auch in Italien vorbei.

Hier fehlt mir die Begabung der genauen Personenbeschreibung, aber ich werde versuchen, Daniela und ihre beiden Kinder, Matteo und Chiara zu beschreiben. Die Mutter ist eine leicht übergewichtige, dunkelbraungebrannte Italienerin, mit einem riesigen Pflaster am linken Knie. Sie hat blond gemaischtes Haar, ist um die 40, liegt am Liebsten in der Sonne und ignoriert die meiste Zeit erfolgreich ihre zwei Kinder. Die beiden dürften um die vier sein, vielleicht Zwillinge, beide schauen aus, wie blonde Engel sind aber eine Mischung zwischen dem Teufel und der Pest. Sie sind unerzogen und grenzenlos. Sie klauen dem Bademeister die Schlüssel und werfen sie in eines der Schwimmbecken. Sie seckieren andere Kinder, spucken um sich. Die liebsten „Opfer“ sind jedoch die verschiedenen Bademeister. Die kleinen Plagen nehmen sich so gut wie alles von ihnen: Zange, Jause, Saft, Schuhe, Pfeife, Handy. Nichts ist vor ihnen sicher. Von der Mutter kommt im besten Fall ein italienisches Gekeife, das von Chiara und Matteo einfach ignoriert wird. Ganz konträr dazu sind meine beiden: sie sind süchtig nach Regeln. Sie wollen Regeln für jedes Spiel ohne Spielraum für Phantasie. Alles braucht konkrete Regeln und wehe jemand hält sich nicht daran. Ganz egal, ob jemand ohne Badehaube ins Wasser geht, oder Wasser aus der Leitung trinkt, sofort wird jede Tätigkeit unterbrochen und dem Vater oder der Mutter mitgeteilt. Es fällt ihnen dann schwer wieder ins Spiel zu kommen. Zuerst müssen wieder neue Regeln diskutiert und festgelegt werden. Normalerweise endet dies in Streiterei und dem Versuch uns Erwachsene in das Spiel oder die Streiterei mit einzubeziehen.

Auch hier geht es dann in erster Linie darum, von uns neue Regeln zu erfahren bzw. die Ahndung des Verstoßes der Schwester gegen eine Regel zu erreichen.

Anstatt das gemeinsame Spiel im Wasser zu genießen, wird die andere verpfiffen, weil sie ohne Schwimmweste, ohne Badehaube, ohne Taucherbrille, im tiefen, im zu tiefen Wasser, irgendetwas Verbotenes macht.

Am Donnerstag haben wir einen Ausflug zum Zoo parcogallorose gemacht. Wir haben den schon letztes Jahr besucht. Der Eingangsbereich wirkt wie eine Mischung aus Hobby-Vogelvoliere-Anordnung und Streichelzoo. Man geht durch wunderschöne, begrünte Wege und liebevoll angeordnete Steinfiguren. Überall sind blühende Sträucher, Bäume, Kakteen. Im Zoo selber gibt es sehr viele Vögel der verschiedensten Kontinente, Huftiere, ein paar Affenarten, Nasenbären und mir unbekannte Tierarten. Alles in allem waren wir sicher zwei Stunden dort.

Das Highlight vom Freitag war ein kleiner Frosch, der sich nächtens von einem Wasserarm westlich des Campingplatzes zum Pool verirrt hat. Er hat dann doch ein paar Leute beschäftigt: der Bademeister hat ihn aus dem Wasser geholt und in die Wiese geworfen, meine Töchter haben ihn beim nächsten Schwimmbadbesuch des Frosches gefangen und wieder in die Wiese gesetzt. Beim nächsten Spaziergang retour zum Wasser ist er unter einer Liege sitzen geblieben, wo er sich von zwei Italienerinnen mit Wasser begießen hat lassen. Tochter2 hat dann aus dem Zelt den Kübel geholt, und den Frosch dann dort ins Wasser gesetzt, damit er nicht austrocknet. Tochter1 und ihr Vater haben den Frosch dann wieder retour zum Wasserarm gebracht.

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