Was ist Sprache?

Sprache und sprachliche Kommunikation sind im Zusammenhang mit außersprachlichen Phänomenen zu sehen: zB Geschichte, Politik, Wirtschaft, Recht, Religion. Sprache ist ein Mittel um Bewusstseinsinhalte auszudrücken, ohne Sprecher gibt es keine Sprache, Sprecher sind Teil der Sprache, jeder Sprecher hat die natürliche Eigenschaft eine Sprache zu erwerben. Schreiben wird gesellschaftlich ermöglicht. Sie ist ein System: ein strukturiertes Ganzes, deren Teile durch Gesetze aufeinander bezogen sind. Dieses System ist dynamisch und offen (modular). Sprache ist stets auch Tätigkeit.

Verschiedene Aspekte bei der Überlegung „Was ist Sprache“

Gesellschaft konstituiert sich auch über Sprache und Kommunikation:

Das Leben des Menschen als Sprachträger verläuft immer in Gesellschaft mit anderen: der Mensch ist ein gesellschaftliches Wesen (ein zoon politikon, (Aristoteles)) und die verschiedenen Formen des menschlichen Zusammenlebens brauchen als Mittel der Verständigung die Sprache. Sprachliches Handeln setzt eine soziale Tätigkeit und mindestens einen Kommunikationspartner voraus, der meist der gleichen sozialen Gruppe angehört. Je größer diese sozialen Gruppen werden, desto notwendiger wird menschlichen Kommunikation.

Unterscheidung in natürliche und konstruierte Sprachen

Konstruierte oder künstliche/formale Sprachen sind von einer Person oder Gruppe aus verschiedenen Gruppen zu verschiedenen Zwecken neu entwickelt worden. zB Fachsprachen der Informatik, Esperanto als Welthilfssprache, Blindenschrift, etc. Diese beruhen auf theoretischen Überlegungen.

In der Mediävistik werden nur natürliche Sprachen angeschaut, also Sprachen, die aus historischen autonom-diachronen Entwicklungen entstanden sind.

Mit dem Begriff Sprache meint man immer eine Einzelsprache: Deutsch, Englisch, Türkisch, Suaheli, etc. Sprachen werden dann weiter unterteilt in gesprochene und geschriebene Sprachen.

Sprache ist ein Zeichensystem

Sprache besteht aus Zeichen/Buchstaben, als kleinstes Element einer Sprache, ein nächster Schritt ist dann das Alphabet als Gesamtheit aller Zeichen. Die Aneinanderreihung sind dann Worte und in Folge Sätze. Sprache unterliegt einem Regelwerk der Grammatik, sie besteht aber auch aus ihrer Bedeutung der Zeichenfolgen (Semantik), aber auch aus der Pragmatik, der Art und Weise etwas zu sagen. Sprache ist daher ein Zeichensystem.

Sprachbenutzer beziehen sich auf ein gemeinsames Zeichensystem mit einer festgeschriebenen Bedeutung. Diese Zeichen können mittels grammatischer Regeln unendlich verbunden werden. Dadurch entstehen unendlich vielen Aussagen.

Ferdinand de Saussure konzipierte das Sprachzeichen als zwingende Verbindung von einem Lautbild und einer Vorstellung: Verbindung von Signifiant (Bezeichnendes, Bezeichnung, äußere Zeichenform) und Signifié (Bezeichnetes, Zeicheninhalt). -Daraus ergibt sich, dass in verschiedenen Sprachen das Bezeichnete immer das gleiche sein kann, aber das Bezeichnende ist unterschiedlich: Ein Baum ist immer ein Baum, kann aber als Baum, tree, albero, etc. bezeichnet werden. Es gibt daher unterschiedliche Lautbilder.

Durch Imitation wird dieses Sprachbild vom Kleinkind gelernt, die geschriebene Sprache wird als Kulturgut gesehen und wird gesellschaftlich initiiert.

Sprache ist eine Tätigkeit

Sprache ist aber auch eine Tätigkeit: Wilhelm von Humboldt prägte den Begriff der energeia (Ende 18./Beginn 19. Jhd, war noch ein Universalgelehrter). Damit meint er: Sprache besteht zwar aus Zeichen ist aber dennoch eine Tätigkeit: Sprache ist energeia, sie ist eine wiederholende Tätigkeit des Geistes. Zahlreiche andere Linguisten haben diese Vorstellung Humboldts befürwortet und übernommen.

Bei der Sprachentwicklung muss daher neben dem Zeichensystem die gesprochene Sprache betrachtet werden. Es muss daher gezeigt werden, wie zu unterschiedlichen Zeiten Vertreter unterschiedlicher Gruppen diese Sprache als Energeia benutzt haben. Für die älteren Epochen ist dieser Anspruch nur sehr schwer zu erfüllen, da es kaum Zeugnisse gesprochener Sprache aus dieser Zeit.

Sprache ist ein Organismus

Sprache kann auch als Organismus/Naturorganismus gesehen werden: vor allem der Zeit der Klassik und der Romantik, im 19. Jhd. boomten die Naturwissenschaften, daher wurde auch die Terminologie der Naturwissenschaft auf die Geisteswissenschaften übertragen und bezeichnete Sprache als Organismus.

Einer der wichtigsten Vertreter dieser Ansicht war August Schleicher: In seinen Augen ist eine Sprache wie ein Naturorganismus: wie ein Körper in dem Organe etc. zusammenarbeiten, altes stirbt, neues kommt: auch Sprache ist so ein Organismus, wo Teile zusammenwachsen, sich entwickeln, altern und absterben. Diese Theorie wird zT auch heute noch so gesehen.

Kritikpunkt an dieser Sichtweise: bei diesen Systemen wird der Sprecher nicht berücksichtigt: Diese Theorie ist zu weit weg vom Menschen. Daher muss dies ergänzt werden: Sprache ist wie ein Organismus,

Sprache ist ein Werkzeug

Diese Theorie stammt aus dem Griechischen. Zum Beispiel: Sprache wird u.a. wie ein Hammer (mit einer gewissen Form) verwendet: mit ihr kann Welt beschrieben, formuliert und bewältigt werden. Diese instrumentale Auffassung (andere Bezeichnung v. Sprache als Werkzeug) ist schon bei Platon beschrieben: Sprache wird genützt zum Beeinflussen, Manipulieren, Kommunizieren, etc.

Diese Theorie wird auch von Karl Bühler in seinem Organon-Modell aufgenommen.

Kritikpunkt: Sprache wird auch hier zu wenig an den Menschen gebunden.

 

 

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