T.C. Boyle - Wassermusik, Apologie

Und noch mehr Wassermusik – T.C. Boyle

Ketchup stammt ursprünglich aus Asien – da hat T.C. Boyle in Wassermusik nicht geschummelt: Die Urform war eine fermentierte Fischsoße namens „kê-tsiap“ aus China. Erst später wurde daraus die süße Tomatensoße, wie wir sie heute kennen.

Wassermusik – T.C. Boyle und das Ketchup

Auf Grund der Tatsache, dass Boyle behauptet, er hätte die tatsächliche Geschichte seinem Buch angepasst, habe ich jetzt etwas im WWW recherchiert: Boyle erklärt am Anfang des Buches Wassermusik, dass es um 1800 schon Tomatenketchup gegeben hätte. Und tatsächlich: Das Wort Ketchup hat sich aus dem chinesischen Wort koechiap oder ke-tsiap, über das malayische kechap entwickelt.

Ursprünglich handelte es sich um eine polynesische Sauce bzw. Suppe aus Fischlake, Kräutern und Gewürzen, gereicht zu Anchovis (Sardellen), Walnüssen, Pilzen und Kidney-Bohnen; damit handelt es sich also keineswegs um eine amerikanische Erfindung, die nur aus Tomaten hergestellt wurde.

Im späten 17. Jahrhundert kamen der Name und Proben davon nach England, wo es in Veröffentlichungen zuerst als catchup und dann als ketchup (auch: catsup) auftauchte. Ketchup/Catsup bezeichnete in den 1800ern jede Sauce, die mit Essig hergestellt wurde.
Ein Rezept für Ketchup aus Tomaten fand dann seinen Weg über den Atlantik, wo es 1876 von Henry John Heinz modifiziert wurde und als Produkt der H.J. Heinz Company seinen weltweiten Siegeszug antrat.

T C Boyle - Wassermusik

  • T.C. Boyle – Wassermusik
  • Taschenbuch: 720 Seiten
  • Verlag: rororo; Auflage: 21 (2. Juli 1990)
  • Sprache: Deutsch

 

 

 

 

Inhalt – Wassermusik von T.C. Boyle

T.C. Boyles 1981 erschienener Roman „Wassermusik“ (Originaltitel: „Water Music“) präsentiert eine abenteuerliche und zugleich satirische Erzählung, in der historische Gegebenheiten auf raffinierte Weise mit fiktiven Elementen verschmelzen. Im Mittelpunkt steht der schottische Afrikaforscher Mungo Park, dessen historische Expedition zur Erkundung des Niger im späten 18. Jahrhundert im Auftrag der Afrikanischen Gesellschaft geschildert wird. Parallel dazu entwirft Boyle die erfundene Biografie des Londoner Gauners Ned Rise, dessen Lebensweg sich später mit dem Parks kreuzen wird.

Die Geschichte nimmt ihren Anfang in den Londoner Elendsvierteln, um sich anschließend auf den westafrikanischen Kontinent zu verlagern. Dort entfaltet sich eine abenteuerliche und grotesk überzeichnete Reise durch Flüsse, Dschungel, sengende Hitze, Hunger, Krankheit und Begegnungen mit dem Kolonialismus. Boyle inszeniert diese Erkundungen bewusst nicht als heroische Leistungen, sondern deckt durch Übertreibung, Ironie und bisweilen absurde Szenen die Problematik kolonialer Unterfangen auf.

Der Roman verhandelt zentrale Themen wie die Grenzen menschlichen Wissens, den Hochmut europäischer Entdecker und das Scheitern zivilisatorischer Arroganz. Während Mungo Park als idealistischer, aber oft naiver Protagonist gezeichnet wird, verkörpert Ned Rise den pragmatischen Überlebenskünstler, der sich mit Schlauheit, Glück und Zynismus durchs Leben manövriert.

„Wassermusik“ besticht durch Boyles sprachliche Virtuosität, einen rasanten Erzählstil und seinen satirischen Ton. Der Roman untergräbt bewusst die Konventionen historischer Romane und dekonstruiert koloniale Erzählungen, ohne dabei didaktisch zu wirken. Vielmehr regt Boyle dazu an, Geschichte mit Humor, Distanz und einem kritischen Blick auf menschliche Unzulänglichkeiten neu zu interpretieren.

Die Apologie in Wassermusik von T.C. Boyle