Holzkiste mit Buchstaben für Rechtschreibung

Rechtschreibung wird überbewertet

In einer Welt, in der „Kommata“ zur gefährdeten Spezies zählen und das „Deppenapostroph“ fröhlich um sich greift, steht die deutsche Rechtschreibung auf der Intensivstation – mit schwacher Prognose. Was einst als Grundlage gebildeter Kommunikation galt, scheint heute nur noch lästiger Ballast im Messenger-Alltag zu sein.

„Wieso groß und klein schreiben, wenn mein Handy eh alles korrigiert?“ – fragt der moderne Schüler, während er „seid“ und „seit“ mit der Nonchalance eines phonetischen Glücksspielers vertauscht. Die Orthografie stirbt, Buchstabe für Buchstabe, lautlos – aber mit Emoji.

Rechtschreibreform – ein Witz

Man könnte meinen, dass nach der Rechtschreibreform von 1996 (und ihren mindestens fünf Folge-Updates) endlich Klarheit herrscht. Doch weit gefehlt. Während Deutschlehrkräfte versuchen, Schülern die korrekte Anwendung des „dass“ ohne Doppel-s beizubringen, schreiben dieselben Schüler auf TikTok „das war garnicht so schlimm“ – und bekommen dafür 20.000 Likes. Wer braucht schon ein Komma zwischen Haupt- und Nebensatz, wenn man seine Gedanken durch einen bedeutungsschwangeren Gesichtsausdruck ersetzt?

Die Schule kämpft tapfer gegen diesen Verfall an. Lehrerinnen und Lehrer basteln Arbeitsblätter, erklären Eselsbrücken und korrigieren in roter Tinte, was das Kollegium hergibt. Doch der Gegner ist mächtig. Autokorrektur, Spracherkennung und Copy-Paste liefern eine Waffe, gegen die selbst die engagierteste Diktat-Übung alt aussieht. Schüler verlassen sich blind auf digitale Helferlein, die sie nie wirklich verstanden haben. So wird aus dem harmlosen Satz „Er liebt seine Tante“ plötzlich „Er liebt seine Tanne“, was zu weihnachtlich ungewollten Missverständnissen führen kann.

Das Internet macht es nicht besser

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit – und gegen das Internet. Die Generation Z schreibt schneller, als sie denkt, und denkt, dass sie nicht schreiben muss. Hauptsache, die Message kommt an. „Ey, Frau Maier, Sie wissen doch, was ich mein!“ – Ja, Frau Maier weiß es. Aber sie weint innerlich ein bisschen.

Dabei ist mangelhafte Rechtschreibung nicht nur ein orthografisches Problem, sondern auch ein soziales. Wer schlecht schreibt, wirkt oft auch weniger kompetent. Ein Bewerbungsanschreiben mit zehn Fehlern ist wie ein Hemd mit Ketchupfleck beim Vorstellungsgespräch: Man kann darüber hinwegsehen, aber will man wirklich?

Rechtschreibung hat ein Imageproblem

Die traurige Wahrheit: Die Rechtschreibung hat ein Imageproblem. Sie ist nicht „cool“. Sie ist nicht „snappy“. Sie ist wie der Deutschlehrer mit Cordhose und Duden – solide, aber schwer zu liken. Und doch: Ohne sie fehlt uns das Fundament. Ein Satz ohne richtige Zeichensetzung ist wie ein Haus ohne Fundament. Man kann es bauen, aber wehe, es kommt ein Windstoß – oder ein Deutschlehrer.

Doch es gibt Hoffnung. Es gibt noch die, die „nämlich“ mit „h“ schreiben, die „als“ und „wie“ auseinanderhalten und wissen, dass ein Apostroph nicht dazu dient, Wörter „aufzuhübschen“. Vielleicht sind es wenige, vielleicht sind sie leise. Aber sie kämpfen – mit Lineatur, Lineal und Leidenschaft.

Und bis dahin bleiben wir wachsam. Denn eines ist sicher: Wer „Standart“ schreibt, meint meistens alles – außer das.

Rechtschreibung – Gedanken dazu

  • Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf
  • Rechtschreibfehler sind die Stolpersteine im Textfluss.
  • Ein kleiner Buchstabendreher kann große Wirkung haben – aus Liebe wird schnell Leibe.
  • Die Sprache ist ein Kleid der Gedanken. Rechtschreibfehler sind die Löcher darin.
  • Kreative Rechtschreibung ist auch eine Form der Individualität – nur leider oft auf Kosten der Verständlichkeit.
  • Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten – oder mir diskret mitteilen.
  • Die neue Rechtschreibung ist wie ein neues Betriebssystem – keiner will’s, alle müssen’s.
  • Ich mache keine Rechtschreibfehler – meine Tastatur ist nur manchmal kreativer als ich.
  • Ein Text mit Rechtschreibfehlern ist wie ein Anzug mit Kaffeefleck – der Inhalt kann gut sein, aber man sieht nur den Makel.
  • Rechtschreibung ist keine Meinung, sondern eine Vereinbarung.“
  • Rechtschreibfehler sind wie Mücken – klein, aber sie nerven gewaltig.
  • Auch der größte Dichter kann sich mal verschreiben. Hauptsache, die Botschaft kommt an – irgendwie.

 

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