Schreibfehler auf Verkehrsschildern

Richtiges Deutsch II – Schreibfehler im öffentlichen Raum

Ob Schilderdeutsch oder „Google Translate gone wild“ – Fehler im öffentlichen Raum sorgen oft für Schmunzeln. Warum es trotzdem immer wieder zu skurrilen Übersetzungen, erfundenen Wörtern und Deppenapostrophen kommt, zeigt ein Blick hinter die Kulissen der Sprachsorglosigkeit.

Fehler auf Schildern im öffentlichen Raum

Es ist immer wieder verwunderlich, dass die Auftraggeber für diverse Schilder nicht in der Lage sind, sie auf Korrektheit zu überprüfen. Nicht weniger erstaunlich ist es, dass die Grafiker bzw. Drucker dies auch nicht auf die Reihe bekommen. Nicht nur für Schilder im deutschsprachigen Raum werden Google-Übersetzer verwendet, auch im Ausland finden sie Verwendung. Dadurch geht zwar einerseits ein bisschen Charme der Übersetzung verloren, aber dafür werden sie ein wenig eigenwillig.

Neben den Übersetzungen führen neue Anforderungen auch zu neuen Wortschöpfungen, die mitunter recht kreativ sind.

Sehr beliebt ist das sogenannte Deppenapostroph: Dieser Begriff bezeichnet liebevoll die falsche Verwendung des Apostrophs an Stellen in Wörtern, wo es eigentlich nichts zu suchen haben. Beispiele dafür sind unter anderem Justin’s Bruder, Schule für’s Leben, usw.

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Schreibfehler im öffentlichen Raum – woran liegt es?

Doch woran liegt es eigentlich, dass solche Fehler selbst in professionellen Zusammenhängen regelmäßig passieren? Ein Grund ist oft Zeitdruck. Wer einen Flyer, ein Schild oder eine Broschüre erstellt, muss häufig schnell liefern. Da bleibt wenig Raum für sorgfältige sprachliche Prüfung oder gar den Beizug eines professionellen Lektorats. Gerade bei mehrsprachigen Materialien greift man dann kurzerhand auf automatische Übersetzungstools zurück – mit entsprechend holprigen Ergebnissen.

Ein Klassiker sind etwa falsch übersetzte Warnhinweise oder Speisekarten in Urlaubsregionen. Da wird aus dem harmlosen Hinweis „Bitte nicht berühren“ schnell ein bedrohliches „Touch not, or you will be burned“, oder das Gericht „Schweinebraten mit Knödel“ wird zu „Pig roast with dumpling“, was zwar technisch korrekt, aber kulinarisch fragwürdig wirkt. Auch auf Deutsch findet man skurrile Konstruktionen wie „Tretminen-Beseitigungsdienst“ statt „Hundekotentsorgung“ oder „Fußgängerdurchfahrtsverbot“.

Probleme mit der Zeichensetzung

Aber nicht nur Übersetzungsfehler oder Neologismen sorgen für Stirnrunzeln – auch die Zeichensetzung macht Probleme. Der Deppenapostroph ist hier nur ein Beispiel unter vielen. Warum dieser kleine Strich so viel Verwirrung stiftet, hat mit der zunehmenden Anglisierung des Deutschen zu tun. Im Englischen ist der Apostroph im Genitiv üblich („Tom’s bike“), im Deutschen jedoch nicht. Trotzdem halten sich Formen wie „CD’s“ oder „Oma’s Kuchen“ hartnäckig – nicht zuletzt, weil sie visuell vertraut erscheinen.

Deppenapostroph – der Klassiker

Hinzu kommt: Viele Menschen haben im Laufe ihrer Schulzeit keine systematische Grammatikvermittlung mehr erfahren. Regeln wie die zur Apostrophsetzung, zur Groß- und Kleinschreibung oder zur Kommasetzung sind oft lückenhaft bekannt. Dazu gesellt sich eine gewisse Gleichgültigkeit – Hauptsache, die Botschaft kommt irgendwie an.

Dabei ist Sprache nicht nur Mittel zum Zweck. Gerade in der öffentlichen Kommunikation, etwa bei Schildern, Webseiten oder Broschüren, prägt sie auch das Bild eines Unternehmens, einer Stadt oder einer Organisation. Fehlerhafte oder seltsame Formulierungen wirken unprofessionell – oder im schlimmsten Fall schlicht lächerlich.

Rechtschreibung wird überbewertet

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