Im Dezember 2015 stellt das Innenministerium den Refugee-Guide vor – sogenannte Benimmregeln für Flüchtlinge. In dieser Broschüre sollen den Flüchtlingen unsere Sitten vermittelt werden.
Man mag von einer Wertebroschüre, wie sie der Refugee-Guide darstellen soll, halten was man will. In meinen Augen wäre es vernünftiger eine Broschüre zu erstellen, die einerseits den Flüchtlingen hier den Start erleichtert und andererseits ein Zusammenleben tatsächlich vereinfacht. Dazu gehört nicht, dass wir uns gegenseitig die Hand zur Begrüßung reichen (dazu im Teil 2 über den Refugee-Guide) oder dass wir in der Nacht leise sind sollen (was ja auch nur bedingt stimmt, auch Teil 2). Nein dazu gehören praktische Dinge wie zum Beispiel, dass wir den Müll trennen oder dass es in den allermeisten Häusern eine Hausordnung gibt, an die man sich zu halten hat.
Aber was mich an dieser Broschüre wirklich ärgert, sind vor allem drei Dinge: Da sind die sprachlichen Mängel und die inhaltlichen Mankos auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Vorurteile gegenüber Flüchtlingen und Muslimen. Denn genau auf diesen Vorurteilen basiert dieser österreichische Refugee-Guide.
Deutsche Sprache – schwere Sprache – Mängel im Refugee-Guide
Das Innenministerium, allen voran Johanna Mikl-Leitner, erwartet von den Flüchtlingen sehr bald relativ gute Deutschkenntnisse und ist gleichzeitig nicht bereit, für dementsprechende Kurse genügend finanzielle Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Indes ist das Innenministerium selbst nicht in der Lage eine fehlerfreie Broschüre zu veröffentlichen. (Alles nachzulesen im Refugee-Guide, Stand 03.01.2016).
Zeichensetzung
Im Deutschen (laut Duden) wird nach einem Ausrufezeichen kein Punkt geschrieben. Ein Satzzeichen reicht im Deutschen völlig (Refugee-Guide/Menschenwürde).
Der nächste Fehler betrifft die Zeichensetzung nach „zum Beispiel“, diese stimmt im Refugee-Guide überhaupt nie: Nach „zum Beispiel“ folgt hier nie ein Beistrich (auch diese Beistrichregeln lassen sich im Duden nachlesen). Die hier gesetzten Beistriche sind völlig überflüssig. Ein Korrekturvorschlag wäre: Sie helfen zum Beispiel …
Satzbildung
Aber auch bei der Satzbildung des Deutschen scheint es im Büro des Innenministeriums gewisse Defizite zu geben. Wie einfache Aussagesätze im Deutschen gebildet werden, ist übrigens Teil der A1-Prüfung. Das Verb in einem Aussagesatz steht immer an zweiter Stelle. Ein Nebensatz kann niemals ohne einen Hauptsatz stehen. Im Refugee-Guide heißt es: Nehmen Sie auf andere Menschen Rücksicht. Zum Beispiel, indem Sie in der Nacht leise sind. „Indem“ leitet einen Modalsatz ein, und dabei handelt es sich – wie wir hoffentlich alle wissen – um einen Nebensatz und dieser kann – wie der Name schon sagt – nie ohne einen Hauptsatz stehen.
Sprachliche Mängel
Neben diesen Grammatik- und Kommafehlern gibt es natürlich auch die Sprache selbst zu kritisieren. Diese wurde bewusst einfach gehalten, allerdings wurde vergessen, dass nicht unbedingt der Satzbau zu Problemen führt, nein, die Wahl der Vokabel bereitet da wohl mehr Schwierigkeiten. Es wäre wohl sinnvoller eine Broschüre, die als Grundstein der Integration dienen soll, in einer vernünftigen, erwachsenen Menschen angemessenen Sprache zu erstellen, und diese dann in mehrere Sprachen zu übersetzen. Man kann davon ausgehen, dass die meisten Flüchtlinge keine Analphabeten sind und zumindest in ihrer Muttersprache lesen können. Falls sie dies nicht können, hilft auch kein schriftlicher Text, der dem Niveau von Volksschulkindern entspricht. Wobei wir hier schon beim ersten Vorurteil wären: Viele der Flüchtlinge sind durchaus in der Lage Texte in ihrer Muttersprache zu lesen.
So bleibt zu hoffen, dass sich das Innenministerium dann doch irgendwann dazu entschließt, die Fehler auszubessern.
Hier geht es zum Teil 2 – auch inhaltlich lässt dieser Refugee-Guide einiges zu wünschen übrig.
Hier geht es zum Refugee-Guide des Innenministeriums zum Nachlesen.
Ich frage mich schön langsam, ob nur noch Migranten richtig Deutsch können. Menükarten mit € 11,95,– sind gängig (Wie viele Kommas gibt es in einer Zahl hinter Null?). Genetiv und Dativ sind nicht auseinanderzuhalten. Beistrichregeln existieren nicht. Hauptsätze und Gliedsätze kennt überhaupt niemand. Sätze haben kein Prädikat, schon auch mal kein Subjekt usw. Ich habe österreichische Schüler, die keinen EINFACHEN Satz so lesen können, dass irgendjemand den Sinn erfassen kann. Quo vadis, deutsche Sprache? Aber Level A2 von Zugezogenen verlangen.
Genetiv?
Ich denke Sie haben recht mit ihrem Kommentar.
Gruß