Kaufhaus Tyrol

Kaufhaus Tyrol – Endlich ist wieder offen

Vom traditionsreichen Familienunternehmen zum modernen Einkaufstempel: Das Kaufhaus Tyrol prägt seit über einem Jahrhundert das Bild der Innsbrucker Innenstadt. Seine wechselvolle Geschichte erzählt nicht nur von Architektur und Handel, sondern auch vom Wandel der Stadt selbst.

Kaufhaus im Jahr 1854 bis 1874

Die Ursprünge des Kaufhaus Tyrol reichen zurück ins Jahr 1854. Der Kaufmann Dominikus Zambra eröffnete in der Maria-Theresien-Straße 29 eines der ersten Kaufhäuser der Region – eine Eisen- und Nürnberger Kurzwarenhandlung. Zambras Geschäft bot ein breites Sortiment an Artikeln für den täglichen Bedarf: von Küchenutensilien für die Hausfrau über Spielwaren für die Kinder der wachsenden städtischen Mittelschicht bis hin zu Werkzeugen und Ausrüstung für ambitionierte Bergtouristen. Sowohl Einheimische als auch Besucher Tirols fanden in dem Haus alles Nötige – und darüber hinaus auch begehrte Souvenirs als Erinnerung an ihren Aufenthalt in der Alpenregion. Allerdings veränderte sich das Konsumverhalten. Direkt neben diesem Kaufhaus von Dominik Zambra ließ sich die Familie Bauer nieder. Das waren ursprünglich fahrende Händler, die aus dem Burgenland gekommen waren. So zog 1874 Josef Bauer mit seinem Geschäft in die Maria Theresien Straße 31 ein.

Kaufhaus Tyrol von 1908 bis 1943

Hier eröffnete Josef Bauer gemeinsam mit der Kaufmannsfmailie Schwarz am 16. März 1908  nach nur einjähriger Bauzeit das Warenhaus Josef Bauer & Sohn  – Victor Schwarz & Co. Die beiden Kaufmannsfamilien bauten die Häuserzeile um und erbauten ein für damalige Verhältnisse modernes Einkaufszentrum. Das Gebäude hatte riesige Verkaufsflächen mit einer unglaublichen Auswahl an Waren. Das neue Warenhaus und der Erste Weltkrieg verdrängten das Geschäft Dominik Zambras. 1918 erwarb Hugo Schindler das Geschäftshaus der Familie Zambra in Innsbruck. Vier Jahre später, 1922, eröffnete er dort das Café und Konditorei Schindler“. Dieses wurde schnell ein beliebter Treffpunkt und eine kulturelle Institution, bekannt für Tanzabende und Konzerte, die ein Gegengewicht zu den ländlichen Bühnen Tirols bildeten. Der Erfolg ermöglichte ihm den Bau der Villa Schindler am Rennweg. Trotz des modernen und wegweisenden Charakters seiner Betriebe und der Bemühungen um gesellschaftliche Integration, war die jüdische Familie Schindler im katholisch-konservativen Tirol immer wieder offenem Antisemitismus ausgesetzt. Mit dem Einzug der Nationalsozialisten war der Erfolg dieser jüdischen Kaufmannsfamilien rasch zu Ende. Am 3. November 1938 wird das ehemalige Kaufhaus Bauer & Schwarz als „Kaufhaus F. Kraus & Co“ eröffnet. Am 15. Dezember 1943 wird das Kaufhaus durch ein Bombenangriff stark beschädigt.

Die Jahre 1959 bis 1990

1959 endete ein langes Restitutionsverfahren zwischen dem neuen Eigentümer Kraus und den Familien Bauer und Schwarz mit einem Vergleich, der den Wert des Unternehmens bei Weitem nicht widerspiegelte. Fünf Jahre später, 1964, verkaufte Kraus sein Warenhaus an die Warenhaus-Immobilien GmbH in Wien. Zwei Jahre später, 1966, feierte das neu eröffnete Kaufhaus Tyrol unter großem Pomp seine Premiere und etablierte sich schnell und wurde zum wichtigsten Einkaufsort in Innsbruck. Eine besondere Attraktion war die erste Rolltreppe der Stadt im Kaufhaus Tyrol, die die Innsbrucker staunend ausprobierten. Aber so sollte es nicht bleiben mit dem Sillpark und dem DEZ wuchs die Konkurrenz, das mittlerweile in die Jahre gekommen war. Außerdem kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu Betreiberwechseln und die Eigentümerstruktur war nach wie vor kompliziert. So schloss das Kaufhaus Tyrol für die kommenden Jahre seine Pforten.

2004 beginnt die neue Ära des Kaufhaus Tyrol

Im Jahr 2004 kaufte René Benko mit seiner Signa das leerstehende, alte, unter Denkmalschutz stehende Gebäude des Kaufhaus Tyrol. Mit etwas Einflussnahme durch die lokale Politik, konnte das Gebäude ein Jahr später abgerissen werden. Unter der Leitung des Architekten David Chipperfield wurde das Shoppingcenter im Jahr 2010 komplett neu gestaltet und wiedereröffnet. Dabei verabschiedete man sich vom traditionellen Warenhauskonzept und setzte stattdessen auf das inzwischen etablierte Modell mit einer Vielzahl einzelner Geschäfte.Unter der Leitung des Architekten David Chipperfield wurde das Shoppingcenter im Jahr 2010 komplett neu gestaltet und wiedereröffnet. Dabei verabschiedete man sich vom traditionellen Warenhauskonzept und setzte stattdessen auf das inzwischen etablierte Modell mit einer Vielzahl einzelner Geschäfte.

 

Am Tag der Eröffnung des Kaufhaus Tyrol 2010 kamen viele um zu bewundern (danke Julian für das Foto), doch nach ein paar Tagen wurde es dann ruhiger und man konnte auch ein bisschen etwas vom Kaufhaus sehen:

Aus dem Tagebuch – Das Kaufhaus Tyrol hat wieder geöffnet

Jahre habe ich in diesem Kaufhaus verbracht: vor der Schule, nach der Schule und auch während der Schule war es immer einen Besuch wert. Ich kann mich noch genau an den Typen vor der Eingangstüre in der Maria-Theresien-Strasse erinnern, der durch ein schlechtes Mikrophon schreiend versuchte, seine Messer zu verkaufen. Er klang wie die Typen heute in den Dauerwerbesendungen.

Wollte man hinein, musste man durch die immer offene Schleuse in der ein Wind wehte, dass es einem immer ging, wie Marilyn Monroe. Drinnen war dann alles voll gestopft, von Unterwäsche bis hin zum Spielzeug, ohne sichtliche Trennung der einzelnen Geschäfte. Aber dennoch, man bekam fast alles dort. Und warm war es auch im Winter, wenn man zu wenig Geld hatte um die Zeit bis zum Nachmittagsunterricht in einem Kaffeehaus zu verbringen.

Als das Kaufhaus Tyrol dann zusperrte, wurde damit auch eine Epoche beendet und ich war gespannt, wie es mit dem Kaufhaus weiter gehen sollte. Als es hieß es werde abgerissen und neu gebaut, ging ein Aufschrei durch Innsbruck: man weiß ja inzwischen zu welchen wahnwitzigen Bauvorhaben manch ehemalige Innsbrucker Politikerin neigte.

Aber dann war es fertig – das neue Kaufhaus und es kann sich sehen lassen.

Kaufhaus Tyrol