George is back

Kommentar zu Überwachung

Heuer jährte sich der 110 Geburtstag George Orwells, und seine Visionen sind so wahr wie nie. Die Schlagzeilen reissen nicht ab, neue Überwachungsskandale werden publik, den einen ist es zu wenig Überwachung, den anderen zu viel. Aber wer weiß schon genau, wer wann von wem wie oft abgehört oder sonst wie überwacht wird. Wen kratzt es denn heute noch, dass seit 2003 alle Emails überwacht werden, dass alle relevanten Daten, wie IP-Adressen, Empfänger und Sender, Datum der E-Mail, teilweise sogar der gesamte Inhalt gespeichert werden. Gleiches gilt für SMS, beim Surfen im Internet und beim Telefonieren, egal ob mit Handy, Festnetz- oder Internettelefon. Und genau das machen die Internet- und Telefonanbieter in Österreich seit mehr als 10 Jahren. Als besondere Schmankerln kommen dazu, dass seit 2007 auch die Standorterfassung beim Handy automatisch abgespeichert wird und die Polizei ohne richterlichen Beschluss auf alle Daten zugreifen kann. Ist es nicht schön, wenn ab jetzt nicht mehr nur Verdächtige überwacht werden? Ab diesem Zeitpunkt ist jeder dran, jeder wird immer und überall überwacht, sobald er nur sein Handy benützt, vielleicht aber auch nur, wenn er es eingeschaltet in der Tasche trägt. Wer weiß das schon so genau. Aber ist das nicht alles egal? Wir haben doch alle nichts zu verbergen! Jetzt vielleicht noch nicht, aber das kann sich jederzeit ändern. Bei Kreditvergabe können Banken aufgrund der Freunde auf Facebook schauen, ob man kreditwürdig ist oder ob man zu viel auf Ebay kauft und über seinem Standard lebt. Und das sind nur Daten, die man selbst, wissentlich Preis gibt. Die Vorstellung, dass es irgendwann für Firmen möglich sein kann, an diese Überwachungsdaten zu kommen, löst bei mir Magenschmerzen aus. Aber man kann sich ja schon durch ganz einfache, unbedachte Sätze verdächtig machen, es reicht schon aus, der Freundin am Telefon zu erzählen, dass man seine Tochter am liebsten erschlagen würde, weil sie gerade so pubertär ist. Und schon ist man in Erklärungsnot. Und dann kommt die NSA und macht eigentlich auch nichts Anderes, sie sammelt Daten, hört ab, überwacht und scheffelt vor allem auch die Inhalte und analysiert diese. Dabei haben sie auch direkt Zugriff auf die Server der verschiedenen Firmen. Das bedeutet, dass die Gefahr, sich verdächtig zu machen, steigt. Ab jetzt ist der Weg zwischen unbescholten und verdächtig noch schmäler geworden. Zumindest ich will mir nicht überlegen müssen, was ich am Telefon sage oder welche Seiten ich im Internet aufrufe, weil ich mich unter Umständen verdächtig mache. Ich will nicht, dass Geheimdienste, egal ob aus dem In- oder aus dem Ausland über meine Freunde und Beziehungen Bescheid wissen. Ich will nicht, dass sie besser Auskunft über meine politischen Einstellungen, über meine Urlaubswünsche, über meine Vorlieben und Abneigungen können als ich selbst. Eine Demokratie darf sich nicht in einen Überwachungsstaat wandeln wie wir ihn aus den ehemaligen kommunistischen Ländern kennen. In diesem Sinne: seid vorsichtig: Big Brother is watching you!

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