Das Sofa und der Hund – Dog-Sitting 3. Nacht
Es gibt Dinge im Leben eines Hundes, die einfach dazugehören: der Spaziergang im Park, das Leckerli zwischendurch – und das Sofa. Oder der Hundekorb. Oder – im Idealfall – beides.
Wer mit einem Hund zusammenlebt, kennt das Phänomen: Kaum liegt man selbst gemütlich auf dem Sofa, da kommt auch schon der Vierbeiner angeschlichen, dreht sich zweimal im Kreis und macht es sich neben einem bequem. Und zwar nicht etwa auf dem Teppich davor, sondern selbstverständlich direkt auf dem Sofa. Aber warum ist das so? Was macht Polstermöbel, Körbchen und Co. für Hunde so unwiderstehlich?
Dieser Frage gehen wir auf den Grund – mit einem Augenzwinkern, aber auch mit dem einen oder anderen wissenschaftlich fundierten Blick auf das Wohlfühlverhalten unserer treuen Begleiter.
1. Weil es bequem ist. Punkt.
Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: Hunde liegen auf dem Sofa oder im Korb, weil es einfach bequem ist. So, wie wir uns lieber in ein weiches Bett kuscheln als auf dem harten Boden zu schlafen, schätzen auch Hunde einen gewissen Komfort. Besonders ältere Hunde, Hunde mit Gelenkproblemen oder solche mit wenig Körperfett bevorzugen weiche Unterlagen. Der Polstersitz wird da schnell zur therapeutischen Liege.
Ein harter Boden ist kalt, unbequem und drückt. Ein Sofa hingegen ist warm, weich und riecht nach der Lieblingsmenschenfamilie – was will man mehr?
2. Der Mensch als Vorbild – oder: Wenn der Rudelführer auf dem Thron sitzt
Hunde sind soziale Tiere. In freier Wildbahn oder im Wolfsrudel schläft man zusammen, dicht gedrängt, um sich gegenseitig Wärme, Schutz und Nähe zu geben. Dieses Bedürfnis nach sozialer Nähe überträgt sich auch auf das menschliche Rudel. Und wenn der Mensch nun einmal das Sofa als seinen Lieblingsplatz auserkoren hat, dann möchte der Hund eben genau da auch sein.
Psychologen und Verhaltensexperten sprechen hier vom „sozialen Spiegeln“: Hunde übernehmen Verhaltensweisen, die sie bei ihrem Menschen beobachten. Wenn Frauchen oder Herrchen sich abends auf das Sofa kuschelt, versteht der Hund: Das ist der Place to be. Wer dazugehören will, liegt mit drauf.
3. Geruch und Geborgenheit: Die emotionale Komfortzone
Sofas tragen den Geruch der Menschen, die darauf sitzen – und damit sind sie für Hunde auch eine emotionale Komfortzone. Hunde haben etwa 220 Millionen Riechzellen (wir Menschen gerade mal fünf Millionen). Geruch ist für sie weit mehr als nur Information – es ist Identifikation, Erinnerung, Sicherheit.
Ein Sofa, das nach der ganzen Familie riecht, ist für den Hund also wie ein kuscheliges Nest voller vertrauter Düfte. Im eigenen Körbchen ist das ganz ähnlich: Es riecht nach ihm selbst, manchmal auch nach den anderen Haustieren im Haus oder den Lieblingsspielzeugen – das vermittelt Sicherheit und Vertrautheit.
4. Das Sofa – Der strategisch beste Platz: Überblick garantiert
Hunde sind – auch im Wohnzimmer – strategisch denkende Wesen. Ein Sofa bietet in der Regel einen leicht erhöhten Platz mit gutem Überblick über das Geschehen. Hier kann der Hund alles beobachten: Wer betritt den Raum? Was macht die Katze? Wohin geht das Kind?
Dieser Überblick befriedigt nicht nur die Neugierde, sondern hat auch evolutionäre Wurzeln. Ein erhöhter Schlafplatz schützt vor Kälte und Feuchtigkeit, bietet Sicherheit und Übersicht. Moderne Hunde übertragen dieses Verhalten auf unsere Wohnwelten – das Sofa wird zur Kommandobrücke.
5. Weil der Korb nicht immer nur ein Korb ist
Auch Hundekörbe haben ihren ganz eigenen Reiz. Anders als das Sofa sind sie oft explizit für die Bedürfnisse des Hundes ausgelegt: mit orthopädischer Matratze, kuscheligem Rand zum Anlehnen und passender Größe. Der Hundekorb ist der persönliche Rückzugsort – das private Schlafzimmer, wenn man so will.
Viele Hunde wechseln tagsüber sogar zwischen Sofa und Korb. Das Sofa ist dann der Ort für Gesellschaft, der Korb der Ort für ungestörten Schlaf. Clevere Hunde wissen beides zu schätzen – und nutzen je nach Stimmung oder Tageszeit den passenden Platz.
6. Das Revier markieren – auch mit dem Hinterteil
So charmant es klingt: Ein Hund legt sich auch deshalb auf das Sofa oder in seinen Korb, um seinen Geruch zu hinterlassen. Hunde besitzen Duftdrüsen an den Pfoten und unter dem Schwanz – durch Liegen, Wälzen und Kratzen verbreiten sie ihren Eigengeruch.
Das Sofa wird dadurch gewissermaßen ins Revier einverleibt. Für uns ist das vielleicht ein bisschen gewöhnungsbedürftig, für den Hund ist es schlicht praktisches Reviermanagement.
7. Ein bisschen Luxus darf sein
Moderne Hunde leben ein Leben im Luxus – und das ist auch gut so. Nach einem langen Spaziergang, einem ausgiebigen Spiel im Garten oder dem täglichen Training gibt es nichts Schöneres als eine weiche Liegefläche. Die Tatsache, dass viele Hunde gezielt weiche Sofakissen oder Decken aufsuchen und sich regelrecht ein Nest bauen, zeigt: Sie wissen ganz genau, wie man sich etwas gönnt.
Und mal ehrlich: Wer könnte einem wohlig schlafenden Hund, eingerollt in eine Sofadecke, ernsthaft böse sein?
8. Die heimliche Eroberung: Hunde wissen, was sie tun
Nicht zu vergessen: Manche Hunde legen sich gerade deswegen auf das Sofa, weil sie wissen, dass sie es nicht sollen. Der Reiz des Verbotenen spielt auch bei Hunden eine Rolle – vor allem bei cleveren, charakterstarken Exemplaren. Die wissen ganz genau: Wenn Herrchen außer Haus ist, ist das Sofa frei. Und wenn er zurückkommt, tut man ganz unschuldig – oder man schaut besonders süß, um den drohenden Tadel ins Leere laufen zu lassen.
Ein bisschen Schlitzohrigkeit gehört schließlich zum Charme des Hundedaseins.
Sofa und Korb – Zwischen Kuschelkultur und Rudelinstinkt
Ob auf dem Sofa oder im Hundekorb – Hunde wählen ihre Lieblingsplätze nicht zufällig. Es geht um Komfort, Sicherheit, Nähe und soziale Bindung. Gleichzeitig spiegeln sich darin tief verankerte Instinkte, gepaart mit einer gehörigen Portion Alltagsintelligenz.
Für uns Menschen bleibt die Herausforderung, den richtigen Kompromiss zu finden: zwischen der weißen Ledercouch und dem dreckigen Hundepfotenabdruck, zwischen persönlichem Freiraum und tierischer Nähe. Aber in den meisten Fällen – seien wir ehrlich – gewinnen am Ende doch die treuen Augen, das leise Schnaufen und der flauschige Körper, der sich auf dem Sofa an uns kuschelt.
Denn wer einmal erlebt hat, wie sich ein Hund vertrauensvoll neben einen rollt, die Augen schließt und zufrieden seufzt, der weiß: Es gibt kaum etwas Schöneres.
Aus dem Tagebuch
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch massive Bedenken, dass diese chaotischen Nächte so weiter gehen könnten. Wenn das nämlich so wäre, bekämen wir alle noch massive Schlafstörungen.
In der dritten Nacht jedenfalls ist Emme zwischen Wohnzimmer und Schlafzimmer hin und her gependelt. Im Wohnzimmer hat sie vergeblich versucht, sich in den Korb von Fuzzi zu quetschen, hat aber dann jedesmal festgestellt, dass sie da auch beim besten Willen nicht hinein passt. Der Korb ist dafür gemacht, dass ein Dackel, oder sonst ein Hund in Miniaturausgabe Platz hat, Emma jedoch hat fast die Größe einer kleineren deutschen Dogge. Nach diesen vergeblichen Versuchen ist sie jedesmal frustriert wieder ins Schlafzimmer gekommen, um sich bei mir mit dem Hinterteil wackelnd und einer Socke im Maul zu beschweren.
Nachdem ich ihr dann gut zugeredet hatte, ist sie wieder abgezogen, um ihr Glück im Korb erneut zu versuchen.
Um 5:30 war dann kurzfristig Tagwache, denn da ist sie wieder einmal wedelnd, dieses Mal mit einer Quietschente in der Schnauze wedelnd vor dem Bett gestanden und wollte hinaus. Ich habe sie dann Platz geschickt, und wir konnten ungestört noch eine Stunde schlafen.