Das Haustierprojekt – Ratten für die Familie
Wer sich die Frage stellt, ob er ein Haustier anschaffen sollte, begibt sich auf ein moralphilosophisches Minenfeld zwischen flauschiger Verlockung und haarigem Realismus. Auf der einen Seite steht der treue Hundeblick aus dem Tierheim – auf der anderen Seite die Realität, dass man sich bereits von Zimmerpflanzen moralisch unter Druck gesetzt fühlt.
Haustier – ja oder nein? Eine ernsthafte Betrachtung mit Augenzwinkern
Ein Haustier verspricht bedingungslose Liebe, doch es liefert auch bedingungslosen Dreck. Hunde schleppen Stöcke durch die Wohnung, Katzen bringen halblebige Geschenke mit Nachdruck ins Schlafzimmer, und Hamster drehen um 3 Uhr morgens ambitioniert ihre Runde im quietschenden Rad. Die Tierliebe wird dabei zu einem täglichen Eignungstest in Geduld, Hygiene und der Fähigkeit, mit Lebewesen zu kommunizieren, die einen konsequent ignorieren – außer es geht um Futter.
Befürworter sprechen von emotionaler Bereicherung, Struktur im Alltag und einer nie versiegenden Quelle von Instagram-Content. Kritiker hingegen verweisen auf zerkaute Möbel, Tierarztkosten in der Höhe eines Wochenendtrips nach Paris und den Umstand, dass man plötzlich Urlaubsziele nach haustierfreundlichen Unterkünften googeln muss.
Und doch: Wer einmal in ein Paar treue Augen geschaut hat – seien es die eines Labradors oder die leicht verächtlichen einer Siamkatze – weiß, dass rationale Argumente im Zweifelsfall machtlos sind. Haustiere holen uns auf den Boden der Tatsachen zurück, manchmal buchstäblich, wenn der Hund wieder den Matschweg bevorzugt.
Wer also ein Haustier will, braucht keinen gesunden Menschenverstand, sondern ein robustes Nervenkostüm, eine flexible Lebensplanung – und die Bereitschaft, sein Herz und Sofa bedingungslos zu teilen. Der Rest ist haarige Geschichte.
Aus dem Tagebuch
Wir haben ja einen Hund. Einen kleinen Ungarn, vielleicht 10 Jahre alt, vielleicht auch älter oder aber jünger, so genau kann das niemand sagen. Fuzzy, unser Jack-Russel-Mischling, lebt nun seit zwei Jahren bei uns. Er ist ein Monster und wir können nur froh sein, dass er so winzig ist, sonst hätte es mit ihm sicher schon ein tragisches Ende genommen.
(Er ist ja schon fast blind, bzw. die grünen Augen zeigen, dass er eigentlich ein Alien ist.)
Aber eigentlich steht mein Sinn schon lange nach einem anderen Haustier: ich hätte unheimlich gerne wieder einen deutschen Schäferhund, aber leider spielt da der Herr des Hauses nicht mit. Eine gute Alternative wäre ein Papagei gewesen: ein Ara oder Kakadu. Aber leider haben diese Vögel die unangenehme Eigenschaft, dass ich noch meine Enkel mit der Pflege beauftragen müsste. Und diese wiederum haben die schlechte Eigenschaft, dass sie noch nicht einmal geplant sind. Daher wird es schwierig werden diese Übernahme zu organisieren.
Raffzahn – die Ratte
Nun hat Tochter eins den Wunsch geäußert, dass sie gerne eine Ratte hätte, eine ganz Junge, Zahme nicht Weiße, ein Männchen namens Raffzahn.
Ursprünglich wollte sie sich diese zu ihrem 10. Geburtstag wünschen, ist aber auf die gute Idee gekommen, diesen Wunsch auf den diesjährigen Geburtstag vorzuverlegen.
Gut so! Ihr Vater hat sein Einverständnis gegeben, daher steht unserem neuen Heimtierprojekt nichts mehr im Wege. Der erste Schritt ist bereits getan: Ich habe einige Websites durchforstet und weiß nun, dass wir mindestens zwei Ratten brauchen: was ja eigentlich logisch ist, sie sind ja Rudeltiere.
Ein zweiter Schritt, der ganz wichtig ist, ist das Festlegen der songenannten „Ratzfatz-Regeln“, die vor allem die Kombination Ratten und Fremdkinder betrifft.
Ich freu mich schon so tierisch auf die Nasen, die bald hier Einzug halten werden.