Robert Galbraith – Der Seidenspinner

Bombyx mori

Bombyx mori – zu Deutsch Seidenspinner – so heißt das geheimnisvolle Buch, das im Mittelpunkt der Ereignisse um Privatdetektiv Cormoran Strike und seiner Assistentin Robin Ellacott steht. Jeder scheint den Inhalt zu kennen, obwohl es in einem Safe sicher verwahrt ist. Eines Tages kommt die eigenartige Leonora Quine zu Strike ins Büro und beauftragt ihn, ihren verschwundenen Mann, den Autor von Bombyx mori, zu suchen. Das Buch selbst scheint so schrecklich zu sein, dass niemand im Literaturbetrieb um den Verlag Roper Chard darüber sprechen will. Widerwillig begibt sich Strike auf die Spur und findet die schrecklich zugerichtete Leiche des Autors.

Der Krimi ist nach dem bekannten Whodunit-Prinzip aufgebaut: Strike und Robin müssen harte Detektivarbeit leisten, Zeugen und mögliche Täter befragen, um sich in kleinen Schritten dem Täter zu nähern. Dabei gibt es viele Sackgassen, Rückschläge und Taxifahrten. Als Leser wird man in die unterschiedlichsten Pubs und exklusiven Clubs entführt und bekommt so nebenbei einen Eindruck der britischen Kultur.

Die Figuren und die Handlung erinnern an die guten, alten Krimis von Agatha Christie, aber auch die moderneren Autorinnen wie Elizabeth George mit Inspektor Linley oder Martha Grimes mit Inspektor Jury. Strike ist ein schwieriger Charakter, junger Kriegsveteran mit nur einem Bein, das ihn immer wieder behindert, was die Geduld des Lesers mitunter strapaziert, ist es nicht häufig auch der Grund, warum die Ermittlung stagniert. Auch das Verhältnis zu Robin ist nicht ganz einfach, steht doch ihre Hochzeit kurz bevor und ihr Verlobter findet ihren Job und Strike ganz und gar nicht erbaulich.

Während der Lösung des Falls wird ein Bild des Verlagswesens gezeichnet, das Einblick in die seltsamsten Charaktere gibt und beim Leser der Eindruck entsteht, dass alle ein wenig irr sind und alle zu einem Mord fähig wären. Einzig bei Leonora, der Gattin des Ermordeten, bekommt nicht nur Strike Zweifel an ihrer Schuld, wäre diese Lösung doch zu einfach.

Allerdings kann man sich an manchen Stellen dem Vorwurf aus „Eine Leiche zum Dessert“ anschließen, in dem es heißt: „Mit der billigsten Effekthascherei führt ihr (die Kriminalhelden) einen Leser an der Nase herum. Ihr quält sie mit aus den Fingern gezogenen Schlüssen, die keinen Sinn haben. Informationen werden absichtlich zurückgehalten, damit ja keiner errät, wer der Täter ist.“ Nicht nur einmal wird man bei Der Seidenspinner sogar bewusst in die Irre geführt und vom möglichen Täter weggeführt.

Der Seidenspinner ist der zweite Krimi mit dem Privatdetektiv Cormoran Strike von Robert Galbraith, dem Pseudonym von J.K. Rowling, der Autorin von Harry Potter und Ein plötzlicher Todesfall, das beiden Kritikern komplett durchgefallen ist. Fazit: Der Seidenspinner ist – wie sein Vorgänger Der Ruf des Kuckucks – ein intelligenter Krimi mit viel Lokalkolorit, mit viel Gefühl beschriebenen Figuren, vielen Wendungen und Überraschungen.

Galbraith - Der SeidenspinnerRobert Galbraith: Der Seidenspinner – Ein neuer Fall für Cormoran Strike

Roman, 672 Seiten, gebunden

Blanvalet Verlag, November 2014

Schreibe einen Kommentar

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.