Mein neues Leben

Kommentar über Auswanderer

Endlich ist es so weit, 21:15 VOX – die Auswanderer sind wieder da. Fernseher an und gebannt in die Glotze starren. Es dauert keine fünf Minuten, da knallt man sich das erste Mal die Hand auf die Stirn und fragt sich ernsthaft, ob die gezeigten Auswanderer noch alle Tassen im Schrank haben. Die unglaublichsten Auswanderziele werden genannt, von Canada bis Thailand, Spanien bis Irland, USA bis Russland, alles ist dabei. Die Auswanderer sind meist Arbeitslose, Hartz IV-Empfänger, arbeiten im Billiglohnsektor, sie sind verschuldet, haben null Erspartes, keine Sprachkenntnisse, keine Ausbildung, aber dafür haben sie meist Kind und Hund. Also fast die richtigen Voraussetzungen für das Auswandern. Einzig die Gründe für das Auswandern scheinen vernünftig. Fast alle sind geleitet vom Wunsch nach besseren Job-Aussichten, einer größeren Wohnung und einem größeren Einkommen. Allerdings als vernünftig denkendem Menschen fällt sofort auf, dass diese Rechnung nicht aufgehen kann.
Die Weltwirtschaftskrise beginnt nicht umsonst mit dem Wort Welt, das heisst, sie ist überall, nicht nur in Österreich oder Deutschland. Die Arbeitslosenzahlen sind auf der ganzen Welt hoch, Österreich und Deutschland bilden in Europa da noch das Schlusslicht. Das Einkommen ist überall niedrig, ist das Einkommen in einem Land im Vergleich zur Heimat hoch, dann sind normalerweise auch die Lebenserhaltungskosten hoch. Würden diese Auswanderer auch nur ein einziges Mal das Internet zur Informationsbeschaffung nützen, dann würden sie das bemerken.
Sie würden aber auch bemerken, dass in den meisten anderen Ländern auch andere Sprachen gesprochen werden. Man fragt sich in diesem Zusammenhang, warum diese Auswanderer glauben, dass dies kein Problem darstellt. Haben sie in den heimischen Medien nie die Diskussionen und Vorwürfe gegenüber Migranten gehört oder gelesen, dass die die Sprache nicht können. Glauben sie ernsthaft, dass sie so viel besser sind und sie in der neuen Heimat ohne Sprachkenntnisse alle Chancen haben.
Ein weiterer Blick ins Internet würde auch klar machen, dass man für den Start ins Glück in der Ferne Geld braucht. Nicht nur der Umzug selbst kostet Geld, auch Kautionen und Behörden müssen bezahlt werden. Auch muss oft die Zeit überbrückt werden, bis man selbst Fuß gefasst hat, Arbeit gefunden hat, oder die eigene Geschäftsidee verwirklichen kann. Auch da haben die Fernseh-Auswanderer die besten Ideen: Solarien auf Mallorca, Akkupunktur in China, Surflehrer in Australien, Bäcker in Äthiopien. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Der nächste unüberlegte Wahnsinn, den diese Auswanderer begehen, ist das Verpflanzen der Kinder in eine unsichere Zukunft, in ein Land, in dem sie keine Freunde haben, in eine neue Schule, wo sie ohne Sprachkenntnisse von heute auf morgen neu beginnen müssen. Niemand hat sie je gefragt, ob sie den Traum ihrer Eltern leben wollen und in einem Land, in dem sie vielleicht für immer die Ausländer sein werden, ein neues Leben beginnen wollen.
Schade eigentlich, dass man von den Auswanderern so gut wie nie hört, wie es nach der Sendung weiter gegangen ist. Das wäre vor allem insofern interessant, weil Auswanderer laut Statistik nur bis maximal drei Jahre in der neuen Heimat durchhalten. Vielleicht wäre eine nächste Sendung mit dem Titel „Wellcome Home“ der neue Trend.
Fazit bleibt jedenfalls, wenn auswandern, dann geplant, richtig und nicht als Glücksritter.

Schreibe einen Kommentar

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.